Antoine Watteau war einer der populärsten Künstler des 18. Jahrhunderts. Seine so genannten galanten Szenen und seine Landschaften erfreuten sich an den europäischen Höfen äußerster Beliebtheit. Dies hatte vor allem mit einem Publikationsereignis zu tun: der Veröffentlichung des „Recueil Julienne“ mit grafischen Wiedergaben seiner Kunst in den Jahren 1726-28. Benannt nach einem Sammler von Watteaus Werken verbreitete das umfangreiche Stichwerk Watteaus Bilderfindungen in ganz Europa und ließen die Nachfrage nach seinen Gemälden und Zeichnungen rasant in die Höhe schnellen. Doch nicht nur im Rahmen der Malerei, Zeichnung und Druckgrafik wurde Watteau rezipiert, auch in den unterschiedlichsten Bereichen des Kunsthandwerks fanden sein Stil und seine Motivwelt Eingang. So auch in der Porzellanmalerei, wie man am Beispiel dieser Vase sieht.

Die Balustervase mit zylindrischem Hals und Deckel ist an zwei Seiten mit einer Kartusche versehen, die einen aufwändigen ornamentalen Rahmen aus teils schattiertem Gitterwerk und floralem Ornament für die großformatigen gemalten Szenen schafft. Die Darstellungen zeigt teils frei nach Watteau ein Paar und einen Pierrot mit Drehleier in einer Landschaft sowie ein tanzendes Paar und einen Drehleierspieler. Die Seiten sind mit Blumen und Insekten verziert.
Gegenüber den schwarzweißen Druckgrafiken konnten die Maler der Manufaktur sich in der Gestaltung Freiheiten erlauben. So entschied man sich dafür, zwar die grafische Anmutung des Hintergrundes zu übernehmen, aber die Figuren und ihre Kleidung in leuchtenden Farben anzulegen. (Sabine Peinelt-Schmidt, 2021)