Von dem einst umfangreichen Bestand an »Venedische Gläser«, wie er noch 1640 im Inventar der Dresdner Kunstkammer beschrieben ist, blieben nur wenige Exemplare im Grünen Gewölbe erhalten. Eine Garnitur bilden Kanne und Becken und zwei kleinere Kredenzteller aus Netzglas (Venedig, um 1600). Der italienische Begriff ›reticello‹ bezieht sich auf die spezielle und sehr komplizierte Herstellungstechnik dieser Gläser. Die zarte Netzstruktur entstand durch die Aufeinanderfolge sehr aufwendiger Arbeitsschritte. Zunächst wurden dünne weiße Glasstäbe in gleichen Abständen auf eine heiße, durchsichtige Glasblase aufgeschmolzen, die durch Drehen ein spiraliges Muster erhielt. Auf eine zweite Glasblase wurden ebenfalls Stäbe in genau gleichem Abstand aufgelegt, die dann im Gegensinn gedreht wurde. Beide Glasblasen, die man immer wieder erhitzen musste, wurden schließlich aufgeschnitten, ineinander geschoben und verschmolzen. Die Glasblase mit so entstandenem Netzdekor konnte schließlich – was schnell geschehen musste – zu den gewünschten, sehr dünnwandigen Formen wie Teller oder Kannen weiterverarbeitet werden.
Venezianische Netzgläser gehören zu den subtilsten und elegantesten Erzeugnissen der Glaskunst überhaupt. Ihre Herstellung erforderte ein Höchstmaß an Geschicklichkeit und Präzision. Schon zur Zeit ihrer Entstehung waren diese ebenso kostbaren wie empfindlichen Kunstwerke kaum zur praktischen Nutzung, sondern vor allem als Zierde von Schaubuffets oder als Sammlungsstücke gedacht.