Noch vor der Nacherfindung des weißen Porzellans aus China gelang dem Alchemisten Johann Friedrich Böttger gemeinsam mit dem Naturforscher Ehrenfried Walther von Tschirnhaus und dem Bergrat Gottfried Pabst von Ohain 1706 die Herstellung eines besonders harten Steinzeugs, das heute allein Böttgers Namen trägt. Im polierten Zustand erinnert das rotbraune Material an den Schmuckstein Jaspis, weswegen es im 18. Jahrhundert auch als Jaspisporzellan bezeichnet wurde.

Diese Anmutung hat auch der kleine Kerzenleuchter aus Böttgersteinzeug, der nach dem Brand glänzend poliert wurde. Die horizontalen Gliederungen wurden zusätzlich durch mehrere goldene Linien akzentuiert. Es handelt sich um eine klassische Leuchterform der Zeit. Die sechseckige Grundform mit breitem flachen Fuß, deren schlanker Schaft bis hin zur Tülle mehrfach profiliert ist, findet sich auch bei Exemplaren aus Silber oder Zinn. So ist der Entwurf auch einem Goldschmied zuzuschreiben: Johann Jakob Irminger, der seit 1682 Mitglied in der Dresdner Goldschmiedezunft war und ab 1687 als Hofjuwelier Aufträge für die sächsischen Kurfürsten übernahm.

Spätestens ab 1712 und bis 1719 war er in Meissen für die Gestaltung von Gefäßen aus Böttgersteinzeug und Porzellan verantwortlich. Er kombinierte seine Erfahrungen aus der Arbeit mit Metall mit seiner wachsenden Kenntnis des neuen Materials, um dem Bedürfnis des Hofes nach innovativen Designs unterschiedlicher Gefäßformen zu genügen.

Die Palaisnummer auf der Unterseite weist das Stück als Teil der historischen Sammlung Augusts des Starken und Augusts III. im Japanischen Palais aus.
(Sabine Peinelt-Schmidt, 2021)