Der früh verstorbene Bildhauer und Medailleur August Hudler erhielt seine künstlerische Ausbildung in München, wo er die Kunstgewerbeschule und die Akademie der Bildenden Künste besuchte. Sowohl in der Bildhauerei als auch in der Malerei geschult, spiegelt sich das Zusammenwirken beider Gattungen in einigen seiner Werke wider. Es war Georg Treu, der damalige Direktor der Dresdner Skulpturensammlung, der das Talent Hudlers erkannt hatte und den jungen Künstler förderte, weil er dessen Schaffen als „von seltener Ursprünglichkeit, von herber und hoher Eigenart“ schätzte.
Die Bildnisbüste von „Fräulein Wandel in Dessau“ gelangte aus dem Nachlass des Künstlers als Geschenk des Bruders in die Skulpturensammlung. Wer die Dargestellte ist, ob es sich um eine Auftragsarbeit handelte oder ob Hudler das Porträt aus einer persönlichen Motivation heraus schuf, ist nicht zu sagen. Die äußere Form der Büste mit geradem unteren Abschluss greift Merkmale der italienischen Renaissance auf, das Aussehen der Porträtierten jedoch und die stimmungsvolle Wiedergabe ihrer nachdenklichen Versonnenheit charakterisieren sie als eine moderne junge Frau des Fin de Siècle. Besonderes Augenmerk legte Hudler nicht nur auf die Darstellung eines seelischen Zustandes, sondern auf die Farbigkeit der Gipsbüste, welche die Anmutung von Bronze imitiert. Die grüne Einfärbung der Hautpartien trifft dabei auf die hellen und dunklen Gold- und Brauntöne der Kleidung. Die farbige Ausführung ist vielleicht auch als ein Zeichen der Experimentierfreude des Bildhauers zu deuten. (Autor: Astrid Nielsen, 2018)

1905 Geschenk aus dem Nachlass des Künstlers