Inspiriert durch die Fabelwesen ostasiatischer Porzellanmalerei, wie Drachen, Foh-Hunde und Chilin, erschuf der Meissener Maler Adam Friedrich von Löwenfinck eine phantastische Welt bunt schillernder und märchenhafter Untiere, die hier in die vierpassigen Reserven der Vase mit gelben Fond und „indianischen“ Blumenranken eingesetzt sind. Sie gehört zu einem Satz von fünf Vasen, die sich bis zur Auslagerung 1942 im Turmzimmer des Residenzschlosses befanden. Besondere Lebendigkeit geht von der großformatigen Szene der Hauptansichtsseite aus, in deren Mitte ein tigerähnliches Ungeheuer mit erhobenem Vorderlauf zum Sprung auf einen Vogel ansetzt, der zutraulich über ihm im blühenden Geäst sitzt, während ein weiteres exotisch aussehendes Raubtier sich von der anderen Seite anzuschleichen versucht.
In der künstlerischen Ausführung seiner phantastischen Darstellungen gelang es Löwenfinck, seinen Lehrmeister Höroldt zu übertreffen und zu einem der besten Meissener Maler aufzusteigen. Dies führte zu gegenseitigem Misstrauen und zu Auseinandersetzungen, in deren Folge Löwenfinck 1736 der Manufaktur entfloh und danach als Maler und Direktor in verschiedenen Fayencemanufakturen, wie Bayreuth, Fulda, Höchst und Straßburg, wirkte.