Aus einer gut erhaltenen Replik, die in Kyrene (Libyen) gefunden worden ist, geht hervor, dass der Dresdner Kopf (Inv. Hm 073) zu einer Statue des Gottes Hermes gehört hat, die knapp 185 Zentimeter groß und nackt war und den rechten Unterarm in einem Redegestus angehoben hatte. Einen ähnlichen Gestus zeigten noch zwei weitere Bronzestatuen des Hermes, der Hermes Typus Ludovisi und der Hermes des Polyklet, die ebenfalls im mittleren 5. Jh. v. Chr. geschaffen worden sind und dem Dresdner Hermes auch in der Größe entsprechen. Die Kopien dieser drei Statuen sind unsere wichtigste Quelle für die Kenntnis des Aussehens rundplastischer Darstellungen des Hermes aus hochklassischer Zeit. Die Dresdner Replik hat in Perinth in Thrakien gestanden, also in einem Teil des Römischen Reiches, in dem bislang nur vergleichsweise wenige großformatige Skulpturen zutage getreten sind. Sie ist im Bereich des Stirnhaars auf nicht gerade einfühlsame Weise überarbeitet worden. Dort, wo heute eine Kante zu erkennen ist, fiel das Haar einst in ziemlich kurzen, sichelförmig geschwungenen Strähnen in die Stirn.