Neben der Entwicklung von preiswertem Gebrauchsporzellan für eine breite Käuferschicht in den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts wurde die Herstellung von Luxusporzellan fortgesetzt. In jeder Hinsicht musste dieses in Bezug auf die Form, die Malerei und die Vergoldung höchsten Ansprüchen genügen. Die Entwicklung neuer, leichter handzuhabender Porzellanfarben verlief parallel zu einer steigenden Beliebtheit von Gemäldekopien. Das Bildungsbürgertum suchte Orientierung in den Kulturleistungen der Malerei, Musik und Literatur. Die erfolgreichen Farbexperimente und die künstlerische Ausbildung in der manufaktureigenen Zeichenschule ermöglichten es, das Bedürfnis der Kunden nach Kopien von Gemälden alter Meister, romantischer Zeitgenossen, nach Szenen aus Opern und Literatur auf Porzellan mit nach Hause zu nehmen, zu befriedigen.
Der Teller mit einer durchbrochenen Fahne und königsblauem Fond trägt im Spiegel eine Ausschnittkopie nach dem Gemälde „Ein Maientag“, das Friedrich August von Kaulbach 1879 malte. Das Gemälde gehört zum Bestand der Gemäldegalerie Dresden.
(Vgl. Kunst oder Kommerz? Meissener Porzellan im 19. Jahrhundert. Ausstellung anlässlich der Jubiläumsausstellung „300 Jahre Mythos Manufaktur Meissen: Die Albrechtsburg als Porzellanschloss“ in der Albrechtsburg Meissen vom 8. Mai bis 31. Oktober 2010, S. 35 (Abb.), S. 119)