Für das im 18. Jahrhundert beliebte Kartenspiel "L´Hombre" schuf die Meißner Manufaktur eine Dose zur Aufnahme der Spielkarten und weiteren darin enthaltenen Behältnissen für die Spielmarken. Bereits durch den gemalten Dekor des Deckels erschließen sich Funktion und Inhalt der Dose, indem hier neben dem Erdbeerknauf und verschiedenen natürlichen Blumen französische Spielkarten aufgemalt sind. Für den Herzkönig benutzte der Maler ein Blatt aus einem Lyoner Kartenspiel von Claude Valentin, während er für die unterste Karte des aufgefächerten Stapels mit dem Pik-As ein Originalblatt mit dem sächsischen Steuerstempel als Vorbild benutzte, der bei allen importierten Spielkarten bis ins 19. Jahrhundert verlangt wurde. Die Bezeichnung über dem sächsischen Wappen mit dem Kurhut "FAKUCF" bedeutet: Friedrich August König Und Chur Fürst. Das Innere des Deckels ist mit einem aquarellartig gemalten Blumenstrauß geschmückt, ebenso wie die Deckel der vier kleinen Dosen außen mit plastischen Zweigen und Blüten sowie gemalten Blumen besetzt sind. Spielmarken mit den entsprechenden Kartensymbolen hatte Johann Joachim Kaendler laut seinem Arbeitsbericht bereits im April 1735 modelliert. Die runden Marken wurden "Jetons" und die länglichen "Fiches" genannt, weshalb man den Letzteren häufig die Gestalt von Fischen gab. Diese fehlen aber bei der vorliegenden Dose, die laut Arbeitsbericht im März 1740 von Johann Gottlieb Ehder moduliert wurde (SPMM, AA IAb 14, fol. 47). (Dr. U. Pietsch, 2010)