Infolge der noch geringen Erfahrungen mit den neuen Materialien Steinzeug und Porzellan wurden verschiedene Möglichkeiten probiert, um sie künstlerisch optimal einzusetzen. Die Abformung kleinerer Kunstwerke, die sich zu jener Zeit besonderer Beliebtheit erfreuten, war eine dieser Varianten. In der Skulpturensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz befindet sich ein 1691/92 entstandenes und von Balthasar Permoser (1651-1732) autorisiertes Elfenbeinrelief (Inv. Nr. 748) mit dem Porträt Johann Georg IV. (1668-1694). Es zeigt den misstrauisch schauenden Kurfürst mit einer Allongeperücke, in einen weiten Umhang gehüllt, unter dem ein Panzer mit Löwenkopfschulterstück hervorschaut. Dieses ist wohl zwischen 1710 und 1715 in Böttgersteinzeug abgeformt worden. Die Rückseite und der äußere Rand des Steinzeugmedaillons sind poliert, das Relief wurde matt belassen. Noch in die Masse des Böttgersteinzeugs hat sich die Signatur Permosers „.B.P.“ übertragen. Mit Sicherheit ist diese Replik nicht von Permoser selbst hergestellt worden, denn er hätte wohl kaum die nur halb ausgeführte Inschrift, die zu flach geformte Nase und weitere verwischte Details am Bildnis des Dargestellten akzeptiert. Fast zwanzig Jahre liegen zwischen beiden Medaillons, die den kritischen Künstler wohl eher bewogen hätten, seinen Entwurf zu verändern.
Permoser kam 1689 aus Florenz und wurde von Kurfürst Johann Georg III. (1647-1691) als Hofbildhauer verpflichtet. Der Regierungsantritt Johann Georg IV. 1691 war vielleicht der Anlaß für die Entstehung des Elfenbeinreliefs. Seine kurze, durch die Blattern beendete, Regierungszeit bis 1694, ließ unverhofft seinen vierundzwanzigjährigen Bruder, den späteren August den Starken, Kurfürst von Sachsen werden. (Anette Loesch 2001)