Das Gegenstück zu dem von Kaendler ebenfalls 1732 geschaffenen Ziegenbock bildet die Ziege mit Jungem. Im Rapport der Meißner Manufaktur vom August 1732 wird allerdings nur die Ziege erwähnt: »Hingegen hat der Modellirer Kentler zu einigen Modellen poussiret und gefertiget ... eine alte nebst einer jungen Ziege« (Archiv SPMM: AA IAa, 18 fol. 208r). In den Inventaren des Japanischen Palais von 1770 und 1779 sind insgesamt fünf solcher Ziegen verzeichnet, drei weiße und zwei mit Lackfarben bemalte. In der künstlerischen Überhöhung durch das raffinierte, phantasievolle Arrangement der räumlichen und körperlichen Beziehungen der beiden Tiere zueinander wird Kaendlers große bildhauerische Leistung erkennbar. Nicht nur kompositorisch erreicht er eine Verschränkung und Verklammerung der beiden Körper, indem er das Junge über den Rücken der Geiß klettern und von oben aus dem Euter trinken lässt, während das Muttertier mit rückwärts gewendetem Kopf das Junge zärtlich leckt, auch inhaltlich baut Kaendler eine Beziehung auf, die durch Instinkt oder Gefühl bestimmt ist. So findet der Bildinhalt seine vollkommene Entsprechung im kompositorischen Einfall der äußeren Form. Dieses Modell trägt Reste alter Lackfarbenbemalung.