Die große, nur leicht gewölbte Schale gehört zu den schönsten Porzellanen der Dresdner Sammlung. Das gesamte Schalenrund dient als Bildfläche.
Dargestellt sind zwei Damen in einer durch eine rote Balustrade und einen Zierfelsen angedeuteten Gartenlandschaft. Das Raumgefüge ist durch die von unten in die Bildfläche ragenden Felsen und Pflanzen sowie durch Zaun und Tisch subtil konstruiert. […]
Die stehende Dame links trägt einen Blumenkorb und erinnert damit an eine der »Acht Unsterblichen« des Daoismus, Lan Caihe, deren Attribut ein Blumenkorb ist. Ein kleiner Knabe blickt, halb verdeckt, mit erhobener Linken hinter ihr hervor. Rechts lehnt eine Dame an einem Tisch, auf dem kostbare Gefäße in Formen von Ritualbronzen der Shang- und Zhou-Zeit (2. und 1. Jahrtausend v. Chr.) stehen, wodurch die Kultiviertheit des Ambientes besonders betont wird.
Die sitzende Dame hält in ihrer Rechten einen Blütenzweig und gleicht damit Chang E, der auf dem Mond lebenden Göttin, die oftmals mit dem Zweig eines Zimt- oder Kassiabaumes dargestellt wird. Durch diese Assoziationen wird der weltlich-sinnlichen Schönheit der Damen noch eine »überirdische « Dimension hinzugefügt.
Die im Jahr 1723 erworbene Schale wird im Inventar von 1721 beschrieben als »Schaale, darin zwei ganze Indianerinnen gemahlet sind«.

Aus: Ströber, Eva. „La maladie de porcelaine… Ostasiatischen Porzellan aus der Sammlung Augusts des Starken." Leipzig 2001, S. 70.