Kaiserliche Ru-Keramiken (ruyao), benannt nach ihrem Herstellungsort in der Ru-Präfektur im Norden Chinas in der Provinz Henan, zählen heute nicht nur zu den berühmtesten, sondern wohl auch zu den sagenumwobensten und teuersten Stücken ihrer Art. Es sind die ersten offiziellen (guan) Waren, die in einer kaum 20 Jahre währenden Zeitspanne unter dem kunstbeflissenen Kaiser Huizong (reg. 1101-1125) exklusiv für den chinesischen Kaiserhof geschaffen wurden.
Die schon zu ihrer Zeit seltenen Keramiken entwickelten sich bereits kurz nach ihrer Herstellung und insbesondere nach dem Fall der Nördlichen Song-Dynastie zu einem mythisch aufgeladenen Andenken an eine idealisierte verlorene Vergangenheit. Von den bis heute 89 weltweit bekannten Ru-Waren ist das Dresdner Pinselwaschgefäß der erste Vertreter in einer deutschen Sammlung.
Die ursprünglich als koreanisch klassifizierte Schale gelangte in den 1920er Jahren durch einen Ankauf chinesischer Frühkeramiken des Arztes und Sammlers Dr. Oscar Rücker-Embden in die Dresdner Porzellansammlung. Sie konnte im Jahr 2020 im Rahmen der wissenschaftlichen Erforschung der Ostasien-Bestände als kaiserliches Ru-Stück aus dem 12. Jahrhundert identifiziert werden.
Der klassische Formcharakter dieses flachen Pinselwaschgefäßes zeichnet sich durch eine zurückgenommene und klare Eleganz aus. Die sanft schimmernde Craquelée-Glasur in den für Ru-Waren charakteristischen hellblauen-grünen Tönen evoziert die Farben des Winters und erinnert an gesplittertes Eis.
Die glasierte Unterseite der Schale besitzt einen nach außen gebogenen Rand. Zwei von den drei unglasierten Brandstützen weisen die für Ru-Keramiken typische feine Sesamkornform auf.