Schon relativ früh gehörten religiöse Figuren zum Repertoire der Meissener Manufaktur. Bekannt sind die Apostelfiguren zu einer Altargarnitur (z.B. PE 133, PE 498), die vom König verschenkt wurden, oder auch die monumentalen Gruppen mit der Kreuzigung Christi (PE 230), dem Heiligen Hubertus (PE 3756) oder der Darstellung des Heiligen Franziskus Xaverius (PE 424) in der Dresdner Sammlung.

In seiner Schlichtheit nicht weniger ausdrucksstark ist diese Figur eines knienden Heiligen. Es handelt sich um den Antonius von Padua, den man an seinem Mönchsgewand und der Tonsur seiner Haare erkennen kann. Der junge Mann hat seine linke Hand mit den äußerst gelängten Fingern an die Brust gelegt, während die rechte geöffnet nach unten zeigt. Damit greift die Darstellung populäre Heiligenbilder und andere Druckgrafiken auf, die den Franziskanermönch zumeist in Anbetung des Christuskindes zeigen.
Die Porzellanfigur ist demnach Teil einer Gruppe vom Charakter einer Anbetungsszene. Ob es sich bei dem fehlenden Pendant um die Gottesmutter oder um das Christuskind handelt ist unbekannt. Auch der Eintrag im Inventar des Japanischen Palais von 1779 gibt dazu keinen Anhaltspunkt, wird doch dort die Plastik nur als „weiße Figur“ verzeichnet.

Antonius wurde von Gottlieb Kirchner 1732 für das Postament einer Madonna auf der Weltkugel modelliert (PE 390 und PE 7820), weswegen ihm auch dieses Modell zugeschrieben wurde. Verwandtschaft zeigt die Figur auch mit einer ebenfalls von Kirchner geschaffenen Pieta (PE 3465). Dies betrifft vor allem den Ausdruck der Gesichter von Maria und Antonius, die Gestaltung der Hände und teils auch die Anlage der Gewandfalten. (Sabine Peinelt-Schmidt, 2021)