Hirten und betende Frauen blicken überrascht und vom Licht geblendet auf den vom Himmel herabschwebenden Engel, der ein Band mit der Botschaft »GLORIA IN EXCELSIS DEO« in den Händen hält. Dieses Alabasterrelief mit der Verkündigung an die Hirten, für das ein Kupferstich von Johann Sadeler nach Marten de Vos aus dem Jahr 1587 recht sicher als anregende Vorlage gedient hat, vollendete Sebastian Walther 1640 vor dem düsteren Hintergrund des Dreißigjährigen Krieges. Wie die ausgewogene Komposition und das Gespür für effektvolle Figurenansichten zeigen, blieben in diesem Spätwerk des Künstlers, das zu seinen besten zählt, italienische Stileinflüsse lebendig. Zugleich besticht das Relief durch eine enorme Detailfreude, mit der sowohl die Darstellung der himmlischen Boten als auch die sehr irdisch anmutenden Hirten bedacht wurden. Das Relief entstand offenbar ohne Auftrag und fand zu Lebzeiten des Künstlers keinen Abnehmer, denn es wurde erst 1668 von den Erben des Bildhauers Johann Georg II. von Sachsen zum Kauf angeboten und gelangte zur Dresdner Kunstkammer. Der aus einer namhaften Dresdner Bildhauerfamilie stammende Sebastian Walther war schon zu Lebzeiten ein über die Grenzen Sachsens hinaus bekannter Künstler, der nach dem Tod Giovanni Maria Nossenis 1620 dessen Nachfolge als kurfürstlicher Architekt und Statuarius angetreten hatte.