In der Serie „fragile“ (1993-1995) setzt sich die Fotografin mit Zeichen und Gezeichnetsein des Körpers auseinander, dessen sichtbarer Erinnerungen an Erfahrenes und Erlebtes. Die Fotografin reduziert den Blick auf Verwundungen und Narben auf einen Ausschnitt in extremer Nahsicht und damit auch das Bild vom Menschen auf grafisch und strukturell kodierte Partien. Die Aufnahmen bewegen sich auf dem Grat zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit, was durch ihre Ausführung in Schwarzweiß noch verstärkt wird. Meist kombiniert Tina Bara zwei Motive zu einem Bild, wobei nicht die Einzelteile montiert werden, sondern das Bild als Montage fotografisch reproduziert wird. Zusätzliche Wirkung wird durch das große Format und die Verwendung weichkörnigen Fotopapiers erreicht, das die Intensität der Seherfahrung durch Unmittelbarkeit noch steigert. Der Betrachter sieht sich auf hochästhetische Art der Faszination und dem Schrecken der Fragen nach Verletzlichkeit und Zähigkeit des menschlichen Körpers ausgesetzt. Die Autodidaktin Tina Bara fotografiert hauptsächlich innerhalb ihres Freundeskreises, was ein enges Vertrauensverhältnis erlaubt und Nähe zulässt.
Aus der 12teiligen Serie "fragile" wurden 1995 ingesamt drei Werke als Förderankauf des Freistaates Sachsen für den Kunstfonds erworben.