Gerda Lepkes abstrahierende, in ihrem typischen, unverwechselbaren Stil gestaltete Werke gehen vom gegenständlichen Motiv aus - sei es die Landschaft, der sie sich in zahlreichen malerischen Arbeiten nähert, oder die Auseinandersetzung mit klassischen Bildmotiven der Kunstgeschichte, wie es in diesem Blatt geschieht. Die Algrafie (ein Flachdruckverfahren) widmet sich der antiken Geschichte von Diana und Aktäon, die in Ovids "Metamorphosen" erzählt wird: Der Jüngling Aktäon überrascht die Göttin beim Bade und wird zur Strafe in einen Hirsch verwandelt. Seiner Stimme und Gestalt beraubt, wird er von seinen eigenen Jagdhunden getötet.
Mit kräftigen Strukturen formt die Künstlerin im Vordergrund den massigen Körper des fliehenden Hirsches, während im Hintergrund mit zartem Strichen die Badenden angedeutet werden. Das reizvolle, 1995 vom Kunstfonds erworbene Blatt ist Teil eines Zyklus, den Gerda Lepke 1991/92 schuf.