Für seine neoexpressive Darstellung des christlichen Motivs nutzt Günter Hein nicht nur eine klassische biblische Szene als Komposition, sondern verband zugleich zwei Geschichten, sodass auf einzigartige Weise das Alte Testament mit dem Neuen Testament vereinigt wurden. Auf den ersten Blick scheint es eine klassische Darstellung der Kreuzigung Jesu zu sein. Doch betrachtet man die vermeintliche Maria genauer, so fällt auf, dass sie betrübt auf den Boden schaut sowie einen Apfel in der Hand hält. Es ist zugleich auch Eva. Zur Linken Jesu steht Adam, der erste Mensch. Die Berührung Adams an Jesus' Brust lässt die Interpretation zu, dass durch den Tod und Auferstehung Christi die Sünde und Strafe der Sterblichkeit Adams überwunden wurden und somit der Gottes Sohn einen neuen Adam darstellt. In der Spätzeit der DDR kam der Trend der Hinwendung zu religiösen Themen in der Kunst der DDR auf. Wahrscheinlich hat auch Günter Hein Zuflucht in diesen Themen gefunden und so sich den politischen Einflüssen auf sein Werk entzogen. Das Werk wurde noch im Jahr seiner Entstehung für die Sammlung erworben.