Carl Eduard Ruttloff (1840-1890) wurde in der Gegend von Chemnitz geboren. Er erlernte das Maler- und Bäckerhandwerk und wechselte mit 18 Jahren als Gehilfe zum Marionettenspieler Franziskus. 1866 gründete er sein eigenes Theater und heiratete die Tochter eines adligen Leutnants. In zweiter Ehe verheiratete er sich 1878 mit Emilie Clauss (geb. 1845) aus Dohna, deren drei Brüder alle Seiltänzer und Marionettenspieler waren. Eduard und Emilie Ruttloff bereisten mit ihrem Marionettentheater das Elbthal und das mittlere und östliche Erzgebirge. Der Prinzipal starb nach einem Hochwasser, bei dem er seine Puppen vor der Feuchtigkeit schützen wollte, in Meißen an einer Lungenentzündung. Die Witwe setzte das Theater mit ihrem Bruder Wilhelm Clauss (1844-1910) bis 1907 fort. Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges verkaufte sie es an den Leipziger Sammler Kollmann. Das Bühnengestell und die meisten Bühnenbilder verbrannten bei einem Luftangriff auf Leipzig im Jahre 1943. Figuren, Kostüme, Requisiten und Textbücher gelangten später in die Puppentheatersammlung. Das Marionettentheater von Ruttloff hat eine altertümliche Anmutung. Der Grundbestand weist noch auf die Gründung in den 1860er Jahren hin. So haben die Frauenmarionetten keine Beine, da man diese unter dem Rock sowieso nicht sehen konnte. Nach 1907 wurden an den Figuren keine Veränderungen mehr vorgenommen. Die meisten Marionetten sind unbekleidet. Erst für die Vorstellungen erhielten sie gewöhnlich ein passendes Kostüm. Für den Transport wurden sie wieder ausgezogen.
Sammlung Prof. Dr. Kollmann, Leipzig.
Der Arzt und Universitätsprofessor Dr. Arthur Kollmann (1858-1941) war seit seiner frühesten Jugend ein Liebhaber des Puppenspiels, insbesondere des sächsischen Marionettentheaters. Bereits als Student nahm er Kontakt zu den beiden Leipziger Theaterprinzipalen und Halbbrüdern Carl und Paul Kapphahn auf, die ihn in die Puppenspielerszene einführten. Kollmann pflegte mit vielen Puppenspielern Kontakte, einige von ihnen wurden seine Freunde. Er half ihnen in Notzeiten und trug im Laufe der Zeit nicht nur eine große Puppentheatersammlung zusammen, sondern auch ein enormes Wissen. Als er sich 1906 in Leipzig eine eigene Stadtvilla errichten ließ, war eine Etage für seine Puppentheater- und seine Zauberkunstsammlung vorbehalten. 1912 und 1913 erwarb er zwei vollständige Marionettenbühnen, mit denen er in Leipzig öffentliche Vorstellungen geben ließ. 1914 kamen zwei weitere Bühnen hinzu, die direkt für eine museale Präsentation bestimmt waren. 1927 schenkte er seine Sammlung der Stadt Leipzig. Sie wurde in der Europa-Abteilung des Völkerkundemuseums im neuerrichteten Grassi-Museum aufgestellt. Zugleich wurden hier bis zur Zerstörung des Museumsgebäudes 1943 regelmäßig öffentliche Aufführungen gegeben. Durch die Luftangriffe auf Leipzig gab es Verluste, die meisten Objekte aber blieben erhalten. Nach 1945 wurde Kollmanns Sammlung aber nicht mehr gezeigt. Im Rahmen der Profilierung der Museen der DDR erfolgte ab 1972 die Überführung der Exponate in die Puppentheatersammlung. Sie wurde hier mit der Sammlung Link vereinigt, die einst in enger Beziehung zu Kollmanns Sammlung entstanden war.