Kleine Steinplastik aus grün-beige gemaserten Serpentinstein: "Rennender Junge" von Sharky Napachie (1971-2018). Sharky Napachie wurde in Kinngait (Cape Dorset), NU, geboren und stammt aus einer bekannten Bildhauerfamilie des Ortes. Wie bei vielen jungen Künstlern wurde er durch die Arbeit seines Vaters und seiner Geschwister zur Bildhauerei inspiriert. Er arbeitete lieber im kleinen Maßstab. Neben der arktischen Tierwelt, insbesondere der Vögel Nunavuts, fertigte er kleine menschliche Figuren, die tägliche Aktivitäten ausüben, sowie Sport treiben und sogar klettern. Die Schnitzereien des Künstlers gehören nach wie vor zu den begehrtesten der jüngeren Künstlergeneration aus Kinngait. Sharkys Arbeiten sind modern, wobei er sich immer auf traditionelle Themen konzentrierte.
Die heute als charakteristisch bekannte und allgemein übliche Bildhauerkunst der Inuit begann gegen Ende der 1940er Jahre, als sich die Lebensumstände änderten, und die Inuit aus den traditionellen Camps in feste Siedlungen zogen. Als neue Einkommensquelle neben der abnehmenden Jagd und durch vermehrte Kontakte zu Weißen („Qallunaat“ in Inuktitut), auch als Auftraggeber, konnte sich diese neue Kunstrichtung entfalten. Unterstützend war dabei auch die gezielte Förderung durch die kanadische Bundesregierung. Anfang konzentrierte sich die Inuit-Künstler auf Skulpturen aus traditionell verwendeten, in der Arktis vorkommende Materialien: Serpentin („Schlangenstein“) und Serpentinit (Serpentinschiefer) sowie Marmor (Kalziumkarbonat), aber auch andere Gesteinsarten wie Dolomit und Quarz. Die Skulpturen wurden in Handarbeit mit Beil, Meißel und Hammer ausgeführt; inzwischen haben sich aber auch Elektrogeräte durchgesetzt. Poliert wird mit Schleifpapieren verschiedenster Körnung. Die Motive für die Skulpturen sind in der Tradition und im Alltag der Inuit zu suchen, werden jedoch auch durch die Vorgaben des Kunstmarktes beeinflusst. (VMH, Johanna Funke, 23.06.2019)