Schwere Plastik aus dunkelgrauem Serpentinstein, schwarz poliert: "Mann" von Abraham Pov (1927-1994) aus Inukjuak. Dargestellt ist eine knieende Person mit einem Transportsack (?) in den Händen. Abraham POV wurde 1927 in einem kleinen Lager etwa fünfzig Meilen südlich von Povungnituk geboren - daher der Ursprung seines Nachnamens. Er begann 1950, kurz nach der Ankunft von James Houston, mit dem Schnitzen. (James A. Houston förderte als Regierungsbeauftragter in Zusammenarbeit mit der Canadian Art Guild für einige Zeit das Gestalten ausdrucksvoller Skulpturen). Später zog Abraham nach Inukjuak, wo er neben dem Schnitzen auch auf die Jagd ging und Häuser baute. Abrahams Schnitzereien zeichnen sich durch einen persönlichen und erkennbaren Stil aus. Sie besitzen eine kompakt, solide Form und besitzen ein volles, rundes, wellenförmiges Design, bei denen die Details auf ein Minimum reduziert sind.
Die heute als charakteristisch bekannte und allgemein übliche Bildhauerkunst der Inuit begann gegen Ende der 1940er Jahre, als sich die Lebensumstände änderten, und die Inuit aus den traditionellen Camps in feste Siedlungen zogen. Als neue Einkommensquelle neben der abnehmenden Jagd und durch vermehrte Kontakte zu Weißen („Qallunaat“ in Inuktitut), auch als Auftraggeber, konnte sich diese neue Kunstrichtung entfalten. Unterstützend war dabei auch die gezielte Förderung durch die kanadische Bundesregierung. Anfang konzentrierte sich die Inuit-Künstler auf Skulpturen aus traditionell verwendeten, in der Arktis vorkommende Materialien: Serpentin („Schlangenstein“) und Serpentinit (Serpentinschiefer) sowie Marmor (Kalziumkarbonat), aber auch andere Gesteinsarten wie Dolomit und Quarz. Die Motive für die Skulpturen sind in der Tradition und im Alltag der Inuit zu suchen, werden jedoch auch durch die Vorgaben des Kunstmarktes beeinflusst. (VMH, Johanna Funke, 27.06.2019)