"Ein gunungan (auch kayon genannt) ist das wichtigste Requisit beim traditionellen javanischen Schattenspiel. Die Bezeichnungen sind abgeleitet von Berg beziehungsweise Baum und lassen sich sowohl auf die äußere Form der aus Pergament geschnittenen und bemalten Figur beziehen, können aber auch symbolisch als Weltenberg oder Lebensbaum gedeutet werden. Der gunungan signalisiert Anfang und Ende sowohl der gesamten Aufführung als auch der einzelnen Abschnitte. Während des Spiels kann er als Kulisse dienen. Die einfarbig bemalte Rückseite symbolisiert die Elemente Wind, Wasser und Feuer. Das Schattenspiel wayang-kulit blickt auf eine mehr als 1000-jährige Geschichte zurück und erfreut sich bis heute auf Java großer Beliebtheit. Es gilt als die älteste und zugleich auch vitalste aller wayang-Arten... Auf der engen Bindung des javanischen Lebens an das wayang-Spiel beruht seine Bewahrung in Suriname. Zwar sind die hier hergestellten kulit-Figuren generell roher gearbeitet und lassen keinen Vergleich mit den verfeinerten, von darauf spezialisierten Künstlern geschaffenen Pergamentfiguren aus fürstlichem Besitz zu, doch bezeugen sie die Bemühungen der javanischen Auswanderer um Pflege des eigenen Kulturerbes am fremden Ort. Dabei waren die Emigranten auch zum kreativen Improvisieren gezwungen. Da Büffel nicht zur Verfügung standen, mußte das Pergament aus anderen Tierhäuten wie Rind, Schwein oder Ziege hergestellt werden. Statt der Naturfarben fanden Lackfarben Verwendung. Auch hinsichtlich der standardisierten Ikonographie gibt es einige Veränderungen, wie dieser surinam-javanische gunungan deutlich zeigt. So stehen sich hier ein überdimensionaler Papagei und ein Tiger unter dem von einem Affen und einem Vogel bewohnten Baum gegenüber. In der Heimat der Javaner deuten dagegen Büffelstier und Tiger den Antagonismus der beiden Parteien („gut“ und „böse“) im wayang an." (P.Martin, in: Ethnographie und Herrnhuter Mission, 2003, S. 153)