Vorschaubild des Elementes mit der Inventarnummer SAm 21514
Eine Figur eines Jaguars aus gebranntem und bemaltem Ton. Sie stammt aus der modernen Strömung der Produktion von Ritxoko-Puppen unter den Iny Karaja, die auch für den Touristenmarkt produziert werden und sich nicht wie früher auf menschliche oder anthropomorphe Figuren beschränken.
Die Gemeinschaft der Iny Karajá lebt in 20 Dörfern entlang des Rio Araguaya in Zentral-Brasilien. Sie umfasst etwa 3.000 Menschen. Ihre Sprache (Inyribe) gehört zur Macro-Gê Sprachfamilie. Nach verlustreichen kolonialen Konflikten im 18. und 19. Jh bauten die Iny rege Handelsbeziehungen mit Brasilien auf, die eine stetige Akkulturation beförderten. Innerhalb der Gemeinden werden vor allem Töpferinnen (ceramistas) für ihr umfangreiches Wissen geschätzt. Dazu gehört auch Wissen über die „Ritxoko“. Dies sind Puppen, die mit ihren Verweisen auf Geschlechterrollen, soziale Traditionen und Weltbild vermitteln was es heißt, Iny Karajá zu sein.
Die Herstellung von Ritxoko hat unter den Karajá eine lange Tradition. Die Puppen werden bis heute von Frauen („ceramistas“) hergestellt, die in der Gemeinschaft hohes Ansehen genießen. Ritxoko dienten vorrangig als Kinderspielzeug, um spielerisch soziale Rollen, Werte und die Kosmologie der Gemeinschaft zu vermitteln. Dargestellt wurden Männer, Frauen und Kinder mit typischen Kleidungs- und Schmuckstücken (z.B. Wadenbänder für Männer, Lendenschurz und Hüftband für Frauen, Kopfschmuck), aber auch übernatürliche Figuren. Seit dem 19. Jh werden Ritxoko auch für den Touristenmarkt hergestellt und bieten so eine Einnahmequelle für die Gemeinden. Im späten 20. Jh. entwickelte sich daraus ein Trend zu gebrannten größeren Tonpuppen mit farbigerer Bemalung.
Erich Wustmann (1907-1994) war Ethnologe und Schriftsteller. Er unternahm seit den 1920er Jahren zahlreiche Reisen, für die er Reiseberichte verfasste und die als Inspiration für Belletristik dienten. Während die Forschung in frühen Jahren vorrangig dem Polargebiet galt, unternahm er in den 1950er-1970er Jahren Reisen in südamerikanische Länder wie Brasilien, Peru, Bolivien, Kolumbien und Ecuador, aber auch nach Indien und Nordafrika. Seine Bücher erreichten ein Millionenpublikum und wurden in verschiedene Sprachen übersetzt. In den 1980er Jahren moderierte er die DDR-Fernsehserie „Unter Indianern, Lappen und Beduinen“. In seinen Publikationen, Vorträgen und Fernsehauftritten vermittelte er wissenschaftliche Erkenntnisse auf anschauliche Weise an ein breites Publikum. Damit trug er wesentlich zur Popularität der Ethnologie in der DDR bei. Seine Berichte über außereuropäische Völker und Sehnsuchtsorte boten der DDR-Gesellschaft ein Ventil für die fehlende Reisefreiheit. (MVL, Frank Usbeck, 26.07.2023)
Kultureller Kontext
Iny Karajá (Herstellung)
Reproduktion
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