Figur eines Seemanns oder Kapitäns. Sie wurde von den Haida im heutigen British Columbia angefertigt. Aufgrund der Darstellung und Ausführung des Objekts lässt sich der Entstehungszeitraum zwischen 1830 – 1860 datieren. Als Geschenk des Handelshauses Umlauff kam sie 1898 in das Völkerkundemuseum Leipzig. Sie stellt einen Europäer oder Amerikaner dar, erkennbar u.a. daran, dass sie die Hände in den Taschen hält und einen Hut europäischer Herkunft trägt.
Über den Vorbesitzer Umlauff wurde dem Objekt ursprünglich eine Herkunft aus Ostasien bescheinigt und entsprechend inventarisiert („OAs“); erst vor wenigen Jahren konnte es durch die zufällige Entdeckung eines Nordamerika-Fachbesuchers den Haida zugeordnet werden.
Diese Kette von Zuordnungen verdeutlicht eindrucksvoll die globalen Handelswege dieser Zeit: Haida-Künstler hatten Kontakt mit europäischen und amerikanischen Händlern und begannen auch, diese in ihren Skulpturen darzustellen. Diese Händler erwarben auch indigene Kunststücke als Souvenirs. Pelzhändler an der Westküste hatten feste Handelswege von Nordamerika nach Japan und China, wo sie Pelze meist gegen Porzellan und andere Waren für Europa tauschten. So gelangte die Kapitänsfigur nach Asien, wurde dort später von einem Sammler (oder einem Agenten des Handelshauses Umlauff) entdeckt und als „Souvenir aus Ostasien“ mit nach Europa gebracht. (MVL, Frank Usbeck, 07.10.2021)