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Auf den zwischen Timor und Tanimbar gelegenen Inseln feierte man bis weit ins 19. Jahrhundert hinein periodisch große Feste, in denen zur Erneuerung der Schöpfung die „heilige Hochzeit“ zwischen Himmel und Erde rituell zelebriert worden ist. Nach ihrer Lokalbezeichnung porka auf Leti nannten Europäer sie „Porkafeste“. Während der traditionellen, im Zuge der Christianisierung jedoch aufgegebenen Feste wurden anthropomorph gestaltete Fahnen gehisst, die den Fruchtbarkeitsgedanken aufgreifen.
Das Dresdener Museum hat 1904 von dem Sammler Heinrich Kühn (1860-1906) ein auf der Insel Romang erworbenes Fahnenpaar erhalten. Die Wange des geschnitzten Kopfes dieser Fahne ist von einem Schwerthieb gekennzeichnet, zu der Kühn die Erklärung eines lokalen Informanten aufzeichnete: „Bei einem Poreka-Fest wurde ein Kind vermisst. Als die Mutter es suchte, fand sie die weibliche Poreka-Fahne, die am (achteckigen) Poreka-Haus wehte, dabei, wie sie das Kind verzehren wollte. Da rief sie ihren Mann zu Hilfe, welcher der Poreka-Fahne eins über das Gesicht hieb. Die Poreka-Fahne verließ das Kind, das Kind war gerettet. Seitdem muss jede Poreka-Fahne einen Hieb im Gesicht haben.“ Der Sammler vermutete sicher zu Recht, dass die Essenz der Legende ein Fernhaltegebot vom Porka-Haus für Frauen und Kinder war. An der „weiblichen“ Fahne sind unter den Achseln und am Unterkörper die fisch- bzw. menschenähnlichen Kinder befestigt. Das „männliche“ Gegenstück ist mit prominenten Genitalien ausgestattet. (PM, 2022)
Claus Deimel: Schätze aus Indonesien und der Südsee : die Schenkungen Baessler und Arnhold, Dresden 2006, Seite 54, Abb. 40 (farbig)

Günter Guhr: Ethnographisches Mosaik : aus den Sammlungen des Staatlichen Museums für Völkerkunde Dresden, Berlin : 1985, Seite 208, Abb. 230 (farbig)
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