Durch die Farbgebung in Indigoblau und Sogabraun auf weißem Grund ist diese sehr präzise gemusterte Handbatik (batik tulis) als ein Erzeugnis aus Yogyakarta ausgewiesen. Sie trägt eine individuelle Musterkomposition mit dem Namen "Sekar Jagad Nitik Seling Parang": Gleichförmige Rosetten enthalten jeweils zur Hälfte das aus Wellenbändern bestehende parang rusak- („zerstörender Dolch“) Motiv. Dieses sehr prägnante Muster gehörte an den Fürstenhöfen Zentraljavas zu den verbotenen Mustern. In großer Ausführung stand es nur dem Fürstenpaar selbst zu. Kleinere Versionen – wie diese hier – durften auch von ihren Kindern und Verwandten getragen werden. Die andere Hälfte der Rosetten ist mit Variationen von nitik-Motiven gefüllt. Diese Muster erinnern an die auf Java hochgeschätzten patola-Seidenstoffe, die jahrhundertelang von Indien nach Java eingeführt wurden. Sie inspirierten die Batikerinnen zu unzähligen Variationen. Auf diesem Tuch sind 78 verschiedene nitik-Motive zu sehen. Jedes dieser Motive hat einen eigenen Namen, ist entweder nach Blüten, nach Früchten oder nach Webmustern benannt. In den Fürstenländern wurden nitik-Muster vorwiegend von Älteren als Festgewand getragen. Auch einige dieser Motive waren nur für Hofangehörige reserviert. (P. Martin, 2018)