In dieser Miniatur vermischen sich mehrere inhaltliche bzw. symbolhafte Hintergründe. Das "Portrait"-Bildnis einer fürstlichen Gemahlin des Moghulhofes, Nur Jahan, mit der Dienerin-Gestalt ist mit altindischen Vorstellungen vom "Frau und Baum-Motiv" kombiniert sowie mit Darstellungsweisen von Ragini- und Nayika-Serien, die bestimmte Stimmungen wiedergeben, die "Trennung" und "Sehnsucht nach dem Geliebten" verkörpern. Das Profil des Gesichts mit fliehender Stirn und zurücktretendem Untergesicht ist dem weiblichen Schönheitsideal der Pahari-Malschulen sehr verwandt. Da die Frauen des Moghulhofes nicht in gleich realistischer Weise wie männliche Figuren porträtiert wurden, sondern nur durch verschiedenartige Typen erkennbar sind, kann dieses Bildnis nur als Idealporträt aufgefasst werden, dessen Identität sich nicht mehr nachweisen lässt.
Auf der Rückseite sind vier größere Verszellen in schwarzer Schrift auf hellem Papier geschrieben. Der Schreiber, ein Meister des Nasta`lig Duktus, trägt den Beinamen Jawahir Raqam, der soviel wie "Juwelen-Handschrift" bedeutet.
Die Seite ist Teil einer 15 Blätter mit Miniaturen und Kalligraphien umfassenden Sammlung, die 1886 als Geschenk von Dr. E. Hultzsch an das damalige Königliche Zoologische und Anthropologisch-Ethnologische Museum zu Dresden gelangte.