Keine andere Waffe hat in Indonesien eine so herausragende Bedeutung erlangt wie der Kris, ein Dolch mit asymmetrischer, gerader oder geflammter Klinge. Als Meisterleistungen der Schmiedetechnik sind Krise mehr als nur eine Waffe. Sie sind sowohl Bestandteil der Männertracht, Statussymbol als auch Träger spiritueller Kräfte. Reliefdarstellungen an Tempelanlagen aus dem 14. Jahrhundert beweisen, dass spätestens seit jener Zeit auf der Insel Java dieser Waffentyp hergestellt wurde. Die Oberflächen vieler Klingen ziert ein spezieller Dekor (Pamor). Dieser verleiht der Waffe ihre magische Kraft und sollte idealerweise zum Charakter des Besitzers passen.
Der javanische Kris erlangte im gesamten malaiischen Archipel Verbreitung und wurde durch andere, regionaltypische Griff- und Scheidenformen ergänzt. Aber auch außerhalb Javas so auch auf der Insel Bali gab es eigenständige Kris-Schmiedezentren, die sich auf die Pamor-Technik verstanden. Die balinesischen Klingen zeichnen sich oft durch besondere Größe, stärkere Ondulierung und Politur aus. Ihr Pamor ist jedoch im Vergleich zu dem javanischen weniger variantenreich. Beliebt sind in Bali figurative Krisgriffe.
Häufig erscheinen Darstellungen des Reichtum und Freude gewährenden Windgottes Bayu, der ein Gefäß mit dem heiligen, Unsterblichkeit verleihenden Amrita-Nektar trägt. Auch die Darstellung eines Unheil abwehrenden Dämonen (bhuta) ist ein beliebtes Motiv. Letzterer erscheint mitunter in der Gestalt eines Kindes, das die Frucht eines pudak-Baumes hält.
(MVD, Petra Martin)