Das Porträt des Intendanten am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg, Alfred von Berger (1853–1912), gehört zu den Hauptwerken Liebermanns und ist ein herausragendes Beispiel impressionistischer Bildniskunst. Es entstand als Auftrag für die Hamburger Kunsthalle, in der sich die zweite Fassung befindet. Die massige Erscheinung des Theatermannes schien nicht zu seinem feinsinnigen, geistig regen Wesen zu passen. Der Hamburger Museumsdirektor Alfred Lichtwark wies Liebermann auf diesen Widerspruch hin: „Ein wundervoller Kopf, häßlich, fast grotesk, aber das Gesicht wie eine Maske, hinter der man große Schönheit fühlt. Sie blitzt überall durch.“ (Brief vom 7.1.1905). Liebermann schilderte seinen ersten Eindruck humorvoll: „kann man denn so etwas überhaupt malen? Das ist ja kein Mensch, das ist ein Rhinozeros […].“ Trotzdem gelang es ihm, das genialische Wesen Bergers darzustellen. Wie der niederländische Maler Frans Hals charakterisierte er Bewegung und Mimik in einem bestimmten Augenblick: In lässiger Haltung wendet sich Berger mit intensivem Sprachgestus an den Künstler, um im nächsten Moment an seiner Zigarre zu ziehen. Der Pinselduktus mit pastosem, aber auch die Leinwandgrundierung frei lassendem Farbauftrag zeugt von meisterhafter Sicherheit in der Wiedergabe von Körper und Stofflichkeit. (Autor: Heike Biedermann, 2018)

1914 erworben vom Künstler aus Mitteln der Pröll-Heuer-Stiftung, vermittelt von der Galerie Ernst Arnold, Dresden