1880 erhielt Rodin den Staatsauftrag für die Gestaltung des Portals eines geplanten Kunstgewerbemuseums in Paris, das letztlich aus Kostengründen nie gebaut wurde. In thematischer Anlehnung an Dante Alighieris „Göttliche Komödie“ entwarf der Bildhauer das „Höllentor“, das ihn bis zu seinem Tode beschäftigen sollte. Viele von Rodins Skulpturen sind aus dem Zusammenhang dieses figurenreichen Großprojekts entwickelt – Rainer Maria Rilke, der kurze Zeit Rodins Sekretär in Paris war, bezeichnete das Werk als „Steinbruch der Ideen“.
Ursprünglich war auch der „Denker“ für das „Höllentor“ als Verkörperung Dantes geschaffen worden und sollte in zentraler Position über den figurenreichen Szenen des Höllengeschehens thronen. Wie in anderen Fällen auch, stellte Rodin das Werk aus seinem Zusammenhang herausgelöst aus und vergrößerte es gar um das Dreifache. In der gedankenversunkenen Figur setzte sich der Bildhauer mit zwei der wichtigsten Bezugspunkte seines Schaffens auseinander: Zum einen verweist die Haltung des „Denkers“ auf eines der berühmtesten Werke der Antike, nämlich den „Torso vom Belvedere“ aus dem ersten vorchristlichen Jahrhundert. Zum anderen wird auch hier die anhaltende Auseinandersetzung mit der Kunst Michelangelos anschaulich. Als monumentale Erscheinung wurde „Der Denker“ bald zu einem der bekanntesten Werke in der Geschichte der modernen Skulptur. (Autor: Astrid Nielsen, 2018)

1904 auf der Kunstausstellung Dresden erworben; Geschenk von Fritz Emil Günther, Dresden