Als Herkules bei der Überquerung eines Flusses die Dienste des Kentauren Nessus in Anspruch nahm und ihn seine Gemahlin Deïanira an das andere Ufer tragen ließ, wollte das ungestüme Mischwesen die schöne Frau entführen, woraufhin er vom griechischen Helden mit einem Pfeil getötet wurde. Die Kleinbronze stellt den Moment dar, in dem Nessus mit der sich heftig sträubenden Deïanira im Galopp davonjagen will. Die Komposition ist nicht nur eine dramatische Meisterleistung, auch in Bezug auf die Statik ist sie von bemerkenswerter Raffinesse, da Nessus im Sprung wiedergegeben
ist. Daher ruht das gesamte Gewicht der Plastik auf den schmalen Hinterbeinen des Kentauren, was eine genau kalkulierte Balance der Gruppe erfordert.
Die exquisite Statuette erreichte Dresden als Teil einer Geschenkladung, die 1587 anlässlich des Regierungsantritts von Kurfürst Christian I. vom Großherzog
der Toskana, Francesco I. de’ Medici, übersandt worden war. Sie gehört also zu einer sehr kleinen Gruppe von Kleinbronzen Giambolognas, die noch zu Lebzeiten des Meisters dokumentiert sind. Außerdem verfügt sie – was ebenfalls eine Rarität ist – über eine bereits im Wachs eingeritzte und mitgegossene Signatur an der Unterseite der ovalen Basis. Der Sonderstatus der Statuette wird durch die Frische der Modellierung der Details und die brillante Qualität der Patina bestätigt.