Die Büste zeigt den unehelichen, aber 1711 nachträglich legitimierten Sohn Augusts des Starken und seiner Geliebten Maria Aurora Gräfin von Königsmarck. Moritz
(1696–1750) galt als Wunderkind und offenbarte bereits 1709 im Spanischen Erbfolgekrieg in Flandern sein militärisches Talent. 1720 trat er in französischen Dienst
und war so erfolgreich, dass er 1744 von Ludwig XV. zum Marschall von Frankreich ernannt wurde. Moritz von Sachsen erfreute sich wegen seiner Menschlichkeit und
Fairness großer Beliebtheit und wurde vom Volk für seine Siege verehrt. Als einer der wenigen ungeschlagenen Feldherren Frankreichs und durch seine Affäre mit der
Schauspielerin Adrienne Lecouvreur, die Gegenstand eines Theaterstücks und einer Oper ist, wurde der attraktive »Maréchal de Saxe« bald zum Mythos. Das Selbstbewusstsein und die Ausstrahlung von Moritz kommen in der Büste Delvaux’ hervorragend zur Geltung. Der mit Rokokoformen gezierte Sockel zeigt auf der Vorderseite das herzoglich-sächsische Wappen unter einer Grafenkrone, eingerahmt von einer Kette, an der das Ordenskreuz des polnischen Weißen-Adler-Ordens hängt. Zwei mit bourbonischen Lilien versehene Marschallstäbe liegen gekreuzt unter dem Wappen und erinnern an Moritz’ Karriere im französischen Militärdienst. Der aus Flandern stammende Delvaux war der gefeierte Hofbildhauer des Gouverneurs der österreichischen Niederlande in Brüssel. Der Graf traf auf ihn, als er Gent eroberte, wo Delvaux gerade an der Kanzel von St. Bavo arbeitete.