Der britische Ingenieur Anthony Caro studierte von 1947 bis 1952 an der Royal Academy of Arts in London Bildhauerei. In seinen vielteiligen Skulpturen zumeist aus Metall wird der Einfluss des amerikanischen Bildhauers David Smith ebenso wie der Henry Moores und Pablo Picassos spürbar. Der Hang zum Figurativen und zur großen Form dürfte auf Caros Assistenz im Atelier Moores zurückzuführen sein. Nach einem einjährigen Amerikaaufenthalt distanzierte er sich davon und schuf bis in die 1970er Jahre vornehmlich abstrakte Stahlskulpturen. Dabei orientierte er sich an der Collagetechnik David Smiths, bei der Schweißnähte zu einem eigenständigen Gestaltungsmittel avancierten. Ab 1976 wandte er sich wieder seinem figurativen Frühwerk sowie der Bronze als Arbeitsmaterial zu. In dieser Zeit entsteht auch „Half Nelson“. Die additiv aufgebaute kompakte Form erinnert an eine aufgesprengte, aus verschiedenen Perspektiven zugleich betrachtete Schachtel, die Picassos kubistische Skulpturen in Erinnerung rufen. „Half Nelson“ wirkt grobindustriell und flächig-konstruiert, zugleich aber auch fragil ineinander verflochten und undurchschaubar. Die kontrastierenden Formen der einzelnen Versatzteile verleihen der Skulptur eine geschlossene Eigendynamik. Der Werktitel könnte auf die 1981 ausgestrahlte Episode „Half Nelson“ der populären US-amerikanischen Fernsehserie „Der unglaubliche Hulk“ zurückzuführen sein. In der Serie wird durch die Körpermutation des schmächtigen Wissenschaftlers zum monströsen Helden jegliche Form gesprengt. (Autor: Luise von Nobbe/Kerstin Küster, 2018)

1992 erworben von der Galerie Bogislav von Wentzel, Köln, als Stiftung von Annekatrin Wirtz, Stolberg