Eigentlich soll Eros auf Wunsch seiner Mutter Aphrodite die Königstocher Psyche dazu bringen, an der Seite eines unansehnlichen Mannes das Weite zu suchen,
damit Psyches Schönheit nicht länger diejenige von Aphrodite in den Schatten stellt. Aber das Mädchen ist einfach zu hübsch. Auch Eros verliebt sich in sie, und der Kuss, den er ihr im nächsten Moment geben wird, ist nur der Anfang einer langen Liebesgeschichte. Die kleine Dresdner Gruppe stammt zwar ungefähr aus der Zeit, in der Apuleius in seinen Metamorphosen die ausführlichste Schilderung der Geschichte von Eros und Psyche zu Papier gebracht hat, fußt aber auf einer rundplastischen Schöpfung, die viel früher entstanden ist. Im Unterschied zu den Bildhauern, die das Original maßgetreu kopiert haben, hat der Schöpfer der Dresdner Gruppe das statuarische Vorbild nicht nur verkleinert, sondern auch in einigen Punkten verändert: Der Kopf der Psyche ist aufgerichtet, und die rechte Hand des Eros führt nicht zum Kinn seiner Geliebten. Auch mit den Frisuren der beiden hat es der Bildhauer nicht so genau genommen, sondern sich mit der Übernahme der Hauptmotive begnügt. Außerdem hat er das Haar der Psyche um eine Binde und dasjenige des Eros um einen Blumenkranz bereichert.