Mit der Kreation des Einschenkenden Satyrn im mittleren 4. Jh. v. Chr. setzte in der griechischen Idealplastik eine lange Zeit andauernde, überaus kreative Beschäftigung mit dem Thema Satyrn ein. Die jugendlichen Körper der Begleiter des Gottes Dionysos ließen sich hervorragend durch extravagante Stand- und Haltungsmotive oder durch den Kontrast mit einem als Bekleidung fungierenden Tierfell inszenieren. Und so tritt in der Skulptur aus hellenistischer Zeit eine ganze Reihe von Satyr-Statuen ans Licht, die während der römischen Zeit mal häufiger, mal seltener rezipiert worden sind. Das bronzene Vorbild der kleinen Dresdner Statue ist, anders, als man lange Zeit glaubte, offenbar oft kopiert worden: Sieben weitere Marmorkopien sind bislang bekannt, denen ebenso wie dem Dresdner Torso der Kopf sowie die Arme und die Beine fehlen. Die Herstellung von Kopien dieses Typus war eine durchaus verzwickte Angelegenheit, da der Satyr nur mit den Zehen und den Ballen beider Füße den Boden berührt haben dürfte. Auch die exponierte Haltung des rechten Arms war sicher nicht leicht in Marmor umzusetzen. In Analogie zu einem ähnlich bewegten statuarischen Typus ist der Dresdner Torso vermutlich mit einem in der rechten Hand gehaltenen Wurfholz zu rekonstruieren, mit dem der Satyr einer neben seinem linken Bein sitzenden Raubkatze Angst einzujagen versucht.