Die Frauenbüste, die der preußische König an August den Starken gemeinsam mit etwa 50 weiteren Antiken schenkte, wurde damals als Bildnis der Julia Cornelia Paula, der ersten Frau Kaiser Elagabals, gedeutet. Gerade im 17. und 18. Jahrhundert, als prachtliebende Herrscher ihre Schlösser und Paläste mit antiken Bildnissen oder Antikenkopien schmückten, galt es, besonders prestigeträchtige Porträts berühmter Kaiser, Staatsmänner, Philosophen oder Herrscherinnen in den eigenen Galerien zu besitzen. Die meisten der früheren Namenszuschreibungen sind aus heutiger Sicht falsch – so auch im Fall der bislang unbekannten Frau, bei deren Porträtbüste es sich um ein Privatbildnis handelt. Das lange Haar ist in der Mitte gescheitelt, in sanften Wellen in den Nacken geführt, dort zu einem Netz aus Strähnen als Zopf zusammengefasst und auf den Oberkopf gelegt. Die Scheitelzopf-Mode ist typisch für das letzte Drittel des 3. Jh. n. Chr., als das Porträt entstanden ist. Da aber die Büste aus stilistischen Gründen eher in die Zeit um 220 bis 235 n. Chr. datiert werden kann, muss eine Umarbeitung aus einem früheren Porträt stattgefunden haben. Dieses Phänomen ist in der fortschreitenden Kaiserzeit zunehmend zu beobachten, hatte man doch zu vielen früheren Bildnissen keinen Bezug mehr und benutzte auf ökonomisch geschickte Weise den vorhandenen Marmor.