Große Kulleraugen, kindliche Stupsnase und kleiner Mund mit vollen Lippen prägen das berührende Gesicht des Knaben. Die raspelkurzen Haare mit seitlichem Wirbel und aus der Stirn gekämmten Strähnen betonen die markante Gesichts- und Kopfform. Obgleich dem Antlitz des Knaben durch die vollen Pausbäckchen ein deutlich kindlicher Charakter gegeben wird, weist seine Kleidung auf ein Alter von 15 bis 16 Jahren hin, da die Toga virilis erst mit Erreichen der Volljährigkeit angelegt wurde. Bis zu diesem Alter trugen die Knaben noch die sogenannte Toga praetexta, die durch farbige Verzierung von der wollweißen Toga abwich und meist mit der bulla, einem Schutzamulett, zusammen getragen wurde. Die Vermischung unterschiedlicher Altersmerkmale kann dem Wunsch der Eltern entsprochen haben, ein jung verstorbenes Kind mit Merkmalen eines nicht erreichten späteren Lebensabschnitts darzustellen. Wahrscheinlich handelt es sich also um eine Grabstatue, die die Erinnerung an das geliebte Kind bewahren sollte und sowohl im Grab- als auch im privaten Bereich aufgestellt gewesen sein kann. Der unbekannte, aber meisterhafte Bildhauer schuf die Statue, von der nur noch der Oberkörper erhalten geblieben ist, in der Mitte des 3. Jh. n. Chr.