Paul Heermann wurde 1673 im Erzgebirge geboren und bei seinem Onkel George Heermann ausgebildet, dessen Hauptwerk – der Skulpturenschmuck der Freitreppe
von Schloss Troja bei Prag – er vollendete. Nach einem Aufenthalt in Italien wurde er 1705 in Dresden ansässig, wo er gemeinsam mit Balthasar Permoser an den
Plastiken für den Zwinger arbeitete. Anders als dieser Großmeister des Hochbarock, blieb Herrmann stets von antiken Idealen geprägt und pflegte einen etwas kühlen,
vorklassizistischen Stil. 1732 wurde er zum Hofbildhauer ernannt. Heermann schuf neben Bauplastik, Gartenskulpturen und Altären auch eine Reihe allegorischer Büsten von großem individuellem Charme. So wirkt der Kopf eines betagten, bärtigen Mannes mit nachdenklich zusammengezogenen Augenbrauen beinahe wie ein Porträt. Da er zu der Büste eines mit Weinlaub gekrönten Bacchus (Inv. 1765 Bl. 203 Nr. B. 76) gehört, ist jedoch zu vermuten, dass es sich um Personifikationen der Jahreszeiten Herbst und Winter handelt, wobei der Verbleib von Frühling und Sommer leider unklar ist. Heermann spielte bei den beiden Büsten offenbar bewusst mit Gegensätzen: Der Herbst wird als fröhlich lachender Gott des Weines gezeigt, während der Winter ein alter, sorgenvoll blickender Mann mit Pelzmütze ist. Da die Jahreszeiten auch als Metaphern der Vergänglichkeit gedeutet werden können, berührt vor allem der Winter, der durch die bravourös gestaltete Stofflichkeit von Haut, Barthaar und Pelz besonders lebensnah wirkt.