Bemerkenswert viele bedeutende Künstler des Fin de Siècle waren in verschiedenen Kunstgattungen tätig, zum Beispiel Max Klinger, Franz von Stuck, Sascha Schneider oder Georg Kolbe. Bereits einige Jahrzehnte zuvor schuf bereits Arnold Böcklin sowohl malerische als auch plastische Kunstwerke. So entwarf er 1871 für das Restaurant der Basler Kunsthalle mehrere Masken, die der Bildhauer Emil Meyer in Sandstein meißelte.
Anders als in seinen mythologischen Bilderwelten, die von Fantasiegestalten aus der antiken Welt wie etwa Nymphen und Faunen bevölkert werden, näherte sich Böcklin in dem Relief „Mutter und Kind“ assoziativ einer christlichen Thematik. In einem Medaillon, eingefasst von einem mit Blüten und Bändern rhythmisierten Kranz, entwarf er eine innige Mutter-Kind-Szene, die an Madonnendarstellungen denken lässt. Stilistisch bezieht sich der Tondo auf italienische Arbeiten des 15. Jahrhunderts, etwa aus der Schule der Della Robbia. Böcklin widmete sich intensiv dem Thema der farbigen Plastik, das mit Schriften von Gottfried Semper oder Georg Treu ab der Mitte des 19. Jahrhunderts aktuell geworden war. Das farbige Relief entstand in Gemeinschaftsarbeit mit seinem Schüler und Schwiegersohn Peter Bruckmann, mit dem Böcklin seit 1885 an einer Reihe polychromer plastischer Werke arbeitete. In diesem Fall gehen Entwurf und Bemalung auf Böcklin zurück, während Bruckmann modellierte. (Autor: Astrid Nielsen, 2018)

1894 Geschenk von Woldemar von Seidlitz, Dresden