Giovanni Francesco (1585-1653) war der Neffe von Antonio Susini (1572–1624), des wichtigsten Assistenten von Giambologna. Nach dem Tod des Onkels übernahm er dessen Werkstatt und wurde Hofbildhauer der Medici. Sein OEuvre umfasst Güsse nach den Modellen Giambolognas, Reduktionen berühmter Antiken sowie eigene Kompositionen. In dieser Bronze zeigt sich Susinis bereits dem Barock verpflichteter Stil, wobei es ihm weniger um raffinierte Allansichtigkeit als um erzählerische Klarheit ging. Anders als bei Giambolognas berühmtem Raub der Sabinerin gibt es bei Susinis Gruppe eine klar definierte Hauptansicht. Die drei Figuren werden auch nicht eng ineinander verkeilt zu einer schraubenförmigen Bewegung zusammengefasst, sondern breiten sich raumgreifend aus. Neu ist außerdem der naturalistisch gestaltete Sockel, in dem ein kleines Relief eingelassen ist, welches die Hauptansicht zusätzlich betont. Diese zeigt, wie Aeneas, seinen greisen Vater Anchises auf dem Rücken tragend, das brennende Troja verlässt, wodurch die Identität der Personen des dargestellten Frauenraubes geklärt wird. Helena war die Gattin von Menelaos, des Königs von Sparta, und galt als schönste Frau der Welt. Als Hera, Athene und Aphrodite darum stritten, wer von ihnen die schönste Göttin sei, wurde Paris, der Sohn des trojanischen Königs Priamos, zum Richter berufen. Er entschied sich für Aphrodite, da diese ihm Helena als Lohn versprochen hatte. Mit ihrem Raub löste Paris ungewollt den Trojanischen Krieg und den Untergang seiner Heimatstadt aus.