Kolbe, der sich eigentlich vorgenommen hatte, „um jeden Preis ein Maler zu werden“, gehört heute zu den bedeutendsten deutschen Bildhauern des 20. Jahrhunderts. Nach Studien in München und Auslandsaufenthalten in Paris und Rom ließ er sich zunächst in Leipzig nieder, wo er mit Max Klinger in freundschaftlichem Kontakt stand. Als er 1904 nach Berlin übersiedelte, betätigte er sich nicht mehr als Maler, sondern nur noch als Bildhauer und Zeichner. Plastische Werke stellte er zum ersten Mal im selben Jahr in der Berliner Secession aus. Vor allem durch seine grazilen, bewegten Frauenfiguren erlangte Kolbe Bekanntheit, auch wenn er zahlreiche Bildnisse und männliche Gestalten schuf. Kolbes männliche Figuren entstanden nach Modellen, die den Künstler wegen ihrer besonderen Grazie faszinierten. Es ging ihm jedoch nicht um ihre naturalistische Wiedergabe, vielmehr erkundete er die Formen des Körpers mit seinen Bewegungsmöglichkeiten als neue Ausdrucksmittel, indem er Details vereinfachte und abstrahierte. In seiner Pose zeigt der kühne Torso des „Somalinegers“, den Kolbe zuvor auch als Ganzkörperfigur entwarf, eine deutliche Gegenposition zu Formgesetzen der Antike, vor allem der Ponderation von Stand- und Spielbein. Den Torso zeichnet eine biegsame, geschmeidige Beweglichkeit aus. (Autor: Astrid Nielsen, 2018)

1946 aus Privatbesitz erworben