Nachdem Balthasar Permoser in Salzburg ausgebildet wurde, folgte ein prägender Aufenthalt in Florenz, während dem er die Formensprache der italienischen Barockplastik in sich aufnahm. 1689 wurde er als Hofbildhauer nach Dresden berufen, wo er eine Fülle großer Meisterwerke schuf, darunter den Skulpturenschmuck des Zwingers und die Kanzel der Hofkirche. Gegen Ende seines Lebens beschäftigte sich Permoser dreimal mit der Darstellung von Christus an der Geißelsäule, wobei er jedes Mal Untersberger Plassenkalk, einen bei Salzburg abgebauten, farbigen Marmor, verwendete. Bei der ersten, annähernd lebensgroßen Fassung von 1721 (Hofkirche Dresden) gestaltete Permoser aus den rötlichen Adern des graugrünen Steins plastische Blutstropfen, die erschreckend realistisch aus den Wunden quellen. Bei der zweiten, etwas kleineren Version von 1725 (ZV 4179) ist der Marmor inkarnatfarben, was zusammen mit den skulptierten Verletzungen das erschütternde Abbild eines gequälten Körpers ergibt. Bei der letzten Ausführung des Themas, das der zu diesem Zeitpunkt 77-jährige Permoser an der Rückseite des als Geißelsäule dienenden Baustamms mit einem Selbstporträt versah, verließ sich der Künstler allein auf die natürliche Färbung des Gesteins, das auch ohne tatsächlich modellierte Wundmale den Eindruck gepeinigten, blutigen Fleisches erzeugt. In Verbindung mit der vor Schmerz gekrümmten Haltung der Figur wird die Skulptur zu einem berührenden Andachtsbild, das Christus nicht als strahlenden Sieger, sondern als leidenden Menschen zeigt.