Der Bildhauer, Maler und Zeichner Siegfried Schreiber studierte zunächst in Weimar und war anschließend an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden Schüler von Eugen Hoffmann. Er arbeitete ab 1956 bis zu seinem Tod als freischaffender Künstler in Bertsdorf bei Zittau. Die Bronzestatue einer Jugendlichen, für die seine Tochter Modell stand, zeigt eine zeitgenössische künstlerische Auseinandersetzung mit dem Figurenideal der Antike. Während der Kontrapost klassisch-antiken Werken Bewegung und Ausgewogenheit verleiht, welche die gesamte Figur rhythmisieren, bricht bei Schreibers Figur aufgrund einer abweichenden Haltung des Oberkörpers und des weiter vorgeneigten Kopfes der Schwung des Standmotivs oberhalb der Hüfte ab. Neben der
Knochigkeit und Spröde der gesamten Erscheinung verleiht dies der Figur eine gewisse Unsicherheit und Zurückgezogenheit, zusätzlich betont durch die Torsierung der Arme. Die Oberfläche der Bronze ist leicht unruhig und zum Teil aufgeraut, was zur Belebung der Figur beiträgt. Schreibers „Mädchentorso“ zeichnet sich durch eine unmittelbare und empfindsame Beobachtung sowie Wiedergabe der in sich gekehrten und sinnenden Jugendlichen aus. (Autor: Astrid Nielsen, 2018)

1983 erworben von der Galerie am Schönhof, Görlitz