Zwei Löffel mit Tierdarstellungen
uns nicht bekannt - Hersteller Simon, Otto (1863-1915) - Sammler Verein für Naturkunde zu Reichenbach (1859-) - Vorbesitzer
Ort, Datierung
wohl südliches Afrika, vor 1897
Material und Technik
Abmessungen
a: 20 x 4 x 5,1 cm, b: 19 x 4 x 5 cm
Inventarnummer
49934 a, b
Das Objekt war Teil des Forschungsprojektes „Geschichte und Provenienz der Ethnologischen Sammlungen Mylau Reichenbach" (2022). Aktueller Kenntnisstand und Zuschreibung des Objektes sind im Folgenden aus dem Projektbericht wiedergegeben:
"Bei diesen beiden Holzlöffeln handelt es sich um zeremonielle Löffel aus den sothosprachigen Regionen des südlichen Afrika, die Auskunft über die Normen, den Glauben und die Existenz der Menschen dort geben. Im Grunde genommen sind die geschnitzten Figuren auf den Löffeln typisch für die nördlichen Regionen Südafrikas und Simbabwes, insbesondere für die Venda und Shona. Während die Figur auf dem linken Löffel eindeutig ein Krokodil ist, handelt es sich bei der Figur auf dem rechten Löffel um eine Python, die in den Löffelgriff übergeht. Der Kopf der Python ist mit Hörnern und Ohren versehen, sodass er wie ein Widderkopf aussieht. Die Bedeutung der Ohren und des Widderkopfes ist heute unbekannt. Hörner hingegen sind in den meisten Kulturen von großer Bedeutung und werden häufig bei rituellen Zeremonien eingesetzt. Ihre Präsenz in der Figur kann daher nicht genug betont werden. Das Krokodil und die Python sind totemistische Wesen. Sie beziehen sich auf eine Symbolsprache, in deren Mittelpunkt ein Wasserbecken steht, das als Ort, an dem alles Leben entstanden ist, einen mystischen Status genießt. Es heißt, dass diese Wesen im und rund um den Funduzi-See leben, der als See der Schöpfung gilt. Die Schale des Löffels erinnert an einen Wassertropfen. In sothosprachigen Kulturen symbolisieren diese Tiere Häuptlingstum und Macht. Daher wurden solche Löffel üblicherweise von Königen und politischen Machthabern, Priestern und anderen Eliten verwendet. Es ist fraglich, ob jemand außerhalb dieses Personenkreises diesen Löffel besaß, da er beispielsweise auch als Geschenk an den genannten Personenkreis weitergegeben wurde."
--
"The two wooden spoons are ceremonial spoons in the Sotho-speaking regions of southern Africa, saying about the norms, belief, and existence of the people. Basically, the carved images on the spoons are typical of the northern regions of South Africa and Zimbabwe, particularly among the Venda and Shona people. While the image on the leftmost spoon is clearly a crocodile, the image on the rightmost spoon is a of python blended into the spoon’s handle. The Python’s head is augmented with horns and ears that make it look like the ram’s head. Though the significance of the ears and a ram’s head are obscure now, horns are significant and often used in ritual ceremonies in most cultures; hence, its presence on the image cannot be overemphasized. The crocodile and Python are totemic beings relating to a symbolic language that centres around a pool of water, its mystical status as the place where all life originated. These beings are said to live in and around the lake Funduzi – the acclaimed lake of creation. The spoon’s bowl resembles a water drop. In Sotho-speaking cultures, these animals symbolize chieftainship and power. Therefore, such spoons were commonly used by kings and chiefs, priests, and other elites. It was questionable when someone outside this circle of people possessed this spoon, since even when it was offered as a gift for example, it was given to mentioned group of people."
(Michael Angitso, 2022/23)
"Bei diesen beiden Holzlöffeln handelt es sich um zeremonielle Löffel aus den sothosprachigen Regionen des südlichen Afrika, die Auskunft über die Normen, den Glauben und die Existenz der Menschen dort geben. Im Grunde genommen sind die geschnitzten Figuren auf den Löffeln typisch für die nördlichen Regionen Südafrikas und Simbabwes, insbesondere für die Venda und Shona. Während die Figur auf dem linken Löffel eindeutig ein Krokodil ist, handelt es sich bei der Figur auf dem rechten Löffel um eine Python, die in den Löffelgriff übergeht. Der Kopf der Python ist mit Hörnern und Ohren versehen, sodass er wie ein Widderkopf aussieht. Die Bedeutung der Ohren und des Widderkopfes ist heute unbekannt. Hörner hingegen sind in den meisten Kulturen von großer Bedeutung und werden häufig bei rituellen Zeremonien eingesetzt. Ihre Präsenz in der Figur kann daher nicht genug betont werden. Das Krokodil und die Python sind totemistische Wesen. Sie beziehen sich auf eine Symbolsprache, in deren Mittelpunkt ein Wasserbecken steht, das als Ort, an dem alles Leben entstanden ist, einen mystischen Status genießt. Es heißt, dass diese Wesen im und rund um den Funduzi-See leben, der als See der Schöpfung gilt. Die Schale des Löffels erinnert an einen Wassertropfen. In sothosprachigen Kulturen symbolisieren diese Tiere Häuptlingstum und Macht. Daher wurden solche Löffel üblicherweise von Königen und politischen Machthabern, Priestern und anderen Eliten verwendet. Es ist fraglich, ob jemand außerhalb dieses Personenkreises diesen Löffel besaß, da er beispielsweise auch als Geschenk an den genannten Personenkreis weitergegeben wurde."
--
"The two wooden spoons are ceremonial spoons in the Sotho-speaking regions of southern Africa, saying about the norms, belief, and existence of the people. Basically, the carved images on the spoons are typical of the northern regions of South Africa and Zimbabwe, particularly among the Venda and Shona people. While the image on the leftmost spoon is clearly a crocodile, the image on the rightmost spoon is a of python blended into the spoon’s handle. The Python’s head is augmented with horns and ears that make it look like the ram’s head. Though the significance of the ears and a ram’s head are obscure now, horns are significant and often used in ritual ceremonies in most cultures; hence, its presence on the image cannot be overemphasized. The crocodile and Python are totemic beings relating to a symbolic language that centres around a pool of water, its mystical status as the place where all life originated. These beings are said to live in and around the lake Funduzi – the acclaimed lake of creation. The spoon’s bowl resembles a water drop. In Sotho-speaking cultures, these animals symbolize chieftainship and power. Therefore, such spoons were commonly used by kings and chiefs, priests, and other elites. It was questionable when someone outside this circle of people possessed this spoon, since even when it was offered as a gift for example, it was given to mentioned group of people."
(Michael Angitso, 2022/23)
Der mutmaßliche Sammler Otto Simon war von 1891-1897 als Münzmeister in Pretoria, in der damaligen Südafrikanischen Republik (auch: Transvaal-Republik) tätig. Es ist davon auszugehen, dass er dieses und weitere Objekte dort unter bisher ungeklärten Umständen sammelte und mit nach Reichenbach brachte.
(Lore Liebscher, 2022/23)
Provenienzkette:
evtl. Otto Simon (wohl 1891-97 gesammelt, bis 1915); Museum des Vereins für Naturkunde zu Reichenbach (1915 bis 1941); Museum für Völkerkunde Dresden (seit 1941)
(Oppermann, SES, 2023)
Creditline
Museum für Völkerkunde Dresden, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Reproduktion
Wenn Sie Abbildungen dieses Objektes nutzen möchten, nehmen Sie bitte hier mit uns Kontakt auf. Auch Objekte, die aus ethischen Gründen ausgeblendet sind, können bei begründetem Interesse mit diesem Formular angefragt werden.
Feedback
Wenn Sie zusätzliche Informationen zu diesem Objekt haben oder einen Fehler entdeckt haben, dann schreiben Sie uns:
Anmerkung verfassen
Weitere Objekte, die Sie interessieren könnten, aus den Rubriken: