Ort, Datierung
Südafrika, wohl 19. Jh.
Material und Technik
Abmessungen
13,1 x 3,7 x 1,9 cm
Inventarnummer
39972
Das Objekt war Teil des Forschungsprojektes „Geschichte und Provenienz der Ethnologischen Sammlungen Mylau Reichenbach" (2022). Aktueller Kenntnisstand und Zuschreibung des Objektes sind im Folgenden aus dem Projektbericht wiedergegeben:
Objektname: Hakata (Venda und Shona) | Wahrsagetafeln (deutsch)
"Bei diesem Objekt handelt es sich um eine hölzerne Divinationstafel. Tafeln dieser Art wurden in der Regel von Wahrsager*innen oder ihren Lehrer*innen hergestellt und weisen deutliche eingeritzte Muster auf der Vorderseite auf, wodurch sich die Vorderseite von der Rückseite unterscheidet. Wie auf den Tafeln unter 49930 a-j deuten auch die Einschnitte auf dieser Tafel darauf hin, dass sie von den Venda oder Shona stammen könnte, die solche Divinationstafeln Hakata nennen. Unter diesen Tafeln existiert eine Hierarchie: Junior-Tafeln haben Kerben, Senior-Tafeln nicht. Somit könnte die hier gezeigte Tafel als Senior-Tafel beschrieben werden. Sowohl Junior- als auch Senior-Tafelgruppen werden intern wiederum nach Geschlecht in männliche und weibliche Tafeln unterteilt. Männliche Junior-Tafeln werden Luwame genannt und weisen unten nur eine Kerbe auf, während weibliche Junior-Tafeln, die als Ntakwala bezeichnet werden, unten zwei Kerben haben. Männliche Senior-Tafeln, die chilume genannt werden, zeichnen sich durch eingeritzte Waffen wie Äxte oder Speere aus, während weibliche Senior-Tafeln, die als Kwame bezeichnet werden, durch eingeritzte Augen, Häuser oder zwei Rautengruppen gekennzeichnet sind, die das Bild weiblicher Brüste andeuten, wie auf der sechsten Tafel von rechts zu sehen ist. Folglich könnte es sich bei dieser Tafel um eine weibliche Senior-Tafel handeln.
Als Wahrsageobjekt war diese Tafel nur im Besitz von Wahrsagern. Daher konnte es nicht als Geschenk angeboten, selbst hergestellt oder gekauft werden."
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"This object is a wooden divination tablet usually made by a diviner or his/her teacher, with significant incision patterns made in the front of the tablet to distinguish the front from the back. Parallel to the tablets in 49930 a-j, the incisions on this tablet suggest that it might have originated from the Venda or Shona people, who call such divination tablets Hakata. There is a hierarchy among these tablets: the junior tablets which have notches vs. senior tablets which do not have notches. Hence, the tablet above could be described as a senior tablet. Both junior and senior tablet groups are internally sub-divided based on gender into male and female tablets. Junior male tablets called Luwame only have one notch at the bottom, while junior female tablet called Ntakwala, have two notches at the bottom. Senior male tablets called chilume, are marked via the incisions of weapons like axe or spear, while the senior female ones called Kwame, are marked the incisions like eye, a house, or (two sets of) rhombuses suggesting the image of female breasts, as it occurs on the 6th tablet from the right. This suggests that this tablet might be a senior female tablet. As divination objects, these tablets were only possessed by not just be anyone, but diviners; hence, it could not be offered as a gift, self-made of oneself, or bought."
(Michael Angitso, 2022/23)
Objektname: Hakata (Venda und Shona) | Wahrsagetafeln (deutsch)
"Bei diesem Objekt handelt es sich um eine hölzerne Divinationstafel. Tafeln dieser Art wurden in der Regel von Wahrsager*innen oder ihren Lehrer*innen hergestellt und weisen deutliche eingeritzte Muster auf der Vorderseite auf, wodurch sich die Vorderseite von der Rückseite unterscheidet. Wie auf den Tafeln unter 49930 a-j deuten auch die Einschnitte auf dieser Tafel darauf hin, dass sie von den Venda oder Shona stammen könnte, die solche Divinationstafeln Hakata nennen. Unter diesen Tafeln existiert eine Hierarchie: Junior-Tafeln haben Kerben, Senior-Tafeln nicht. Somit könnte die hier gezeigte Tafel als Senior-Tafel beschrieben werden. Sowohl Junior- als auch Senior-Tafelgruppen werden intern wiederum nach Geschlecht in männliche und weibliche Tafeln unterteilt. Männliche Junior-Tafeln werden Luwame genannt und weisen unten nur eine Kerbe auf, während weibliche Junior-Tafeln, die als Ntakwala bezeichnet werden, unten zwei Kerben haben. Männliche Senior-Tafeln, die chilume genannt werden, zeichnen sich durch eingeritzte Waffen wie Äxte oder Speere aus, während weibliche Senior-Tafeln, die als Kwame bezeichnet werden, durch eingeritzte Augen, Häuser oder zwei Rautengruppen gekennzeichnet sind, die das Bild weiblicher Brüste andeuten, wie auf der sechsten Tafel von rechts zu sehen ist. Folglich könnte es sich bei dieser Tafel um eine weibliche Senior-Tafel handeln.
Als Wahrsageobjekt war diese Tafel nur im Besitz von Wahrsagern. Daher konnte es nicht als Geschenk angeboten, selbst hergestellt oder gekauft werden."
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"This object is a wooden divination tablet usually made by a diviner or his/her teacher, with significant incision patterns made in the front of the tablet to distinguish the front from the back. Parallel to the tablets in 49930 a-j, the incisions on this tablet suggest that it might have originated from the Venda or Shona people, who call such divination tablets Hakata. There is a hierarchy among these tablets: the junior tablets which have notches vs. senior tablets which do not have notches. Hence, the tablet above could be described as a senior tablet. Both junior and senior tablet groups are internally sub-divided based on gender into male and female tablets. Junior male tablets called Luwame only have one notch at the bottom, while junior female tablet called Ntakwala, have two notches at the bottom. Senior male tablets called chilume, are marked via the incisions of weapons like axe or spear, while the senior female ones called Kwame, are marked the incisions like eye, a house, or (two sets of) rhombuses suggesting the image of female breasts, as it occurs on the 6th tablet from the right. This suggests that this tablet might be a senior female tablet. As divination objects, these tablets were only possessed by not just be anyone, but diviners; hence, it could not be offered as a gift, self-made of oneself, or bought."
(Michael Angitso, 2022/23)
Bertram Turner: Giftordal und Hexerei im südlichen Afrika, in: Spuren des Regenbogens. Kunst und Leben im südlichen Afrika, Ausst.-Kat, hg. v. Stefan Eisenhofer, 2001, S. 340-341.
Der Sammler Otto Simon war von 1891-1897 als Münzmeister in Pretoria, in der damaligen Südafrikanischen Republik (auch: Transvaal-Republik) tätig. Es ist davon auszugehen, dass er dieses und weitere Objekte dort unter bisher ungeklärten Umständen sammelte und mit nach Reichenbach brachte.
(Lore Liebscher, 2022/23)
Provenienzkette:
Otto Simon (wohl 1891-97 gesammelt, bis 1915); Museum des Vereins für Naturkunde zu Reichenbach (1915 bis 1923); Museum für Völkerkunde Dresden (seit 1923)
(Oppermann, SES, 2023)
Creditline
Museum für Völkerkunde Dresden, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Reproduktion
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