Den Schlüssel zur Deutung der Reliefschnitzerei, die den Humpen ziert, liefert die auf dem Deckel montierte Figur. Die Reiterstatuette zeigt Kurfürst Johann Georg III. von Sachsen auf steigendem Pferd. Putten lagern ihm zu Füßen und preisen den mit Harnisch und Kommandostab ausgestatteten Regenten als Förderer der Künste und Wissenschaften. Als erfolgreicher Feldherr hatte Johann Georg III. an der Schlacht um Wien 1683 teilgenommen, in der die osmanischen Truppen besiegt wurden. Nach seiner Rückkehr nach Dresden feierte man Johann Georg, der sich gern als »Mars Saxonicus« bezeichnen ließ, gemeinsam mit dem kursächsischen Heer. Mythologisch als Kampf zwischen Kentauren und Lapithen interpretiert, wurde die Erinnerung an diese legendäre Schlacht auf dem zylindrischen Elfenbeinkorpus des Humpens festgehalten. Darauf verweist auch das Banner mit den gekreuzten Schwertern des sächsischen Kurwappens, das ein kraftstrotzender Lapithe emporhält.
Das Thema der Darstellung und die Lokalisierung der silbervergoldeten Fassung, die, nach der Meistermarke zu urteilen, eine Arbeit von Johann Siegmund Bohrisch sein kann, lässt den Schluss zu, dass auch die Elfenbeinschnitzerei in Dresden entstand. Stilistische Vergleiche mit gesicherten, etwa gleichzeitigen Werken des kursächsischen Hofbildhauers George Heermann stützen diese Vermutung. Durch das Jahr der Schlacht um Wien (1683) und das Sterbejahr Bohrischs (1685) lässt sich zudem die Datierung des Humpens recht sicher eingrenzen.