Die im Pretioseninventar von 1725 als „Renn Schlitten von Elffenbein […] fornen und hinten ein ***“ bezeichnete Figurengruppe macht nicht nur die Vorliebe der Dresdner Hofkunst für exotische Themen deutlich. Sie zeigt auch, wie man sich durch höfische Festlichkeiten und Amüsements inspirieren ließ. Denn ein Ausflug mit solch einem prächtig geschmückten Gefährt war ein äußerst vornehmer Zeitvertreib. Im Schlitten selbst saß stets nur die adlige Dame und hinter ihr, auf einem Trittbrett halb stehend, führte ein Kavalier die Zügel. In dem kleinen Schatzkunststück übernehmen zwei nackte schwarze Knaben die Positionen der Schlittenführer. Sie spiegeln die Auseinandersetzung der Schatzkunst mit der Anwesenheit Schwarzer Menschen an europäischen Höfen wider. Im Dresden des 18. Jahrhunderts waren sie ebenfalls wohlbekannt und dienten sowohl als Sklaven als auch als freie Bedienstete am Hof. In dem Kunststück kontrastiert das winterliche Motiv der Schlittenfahrt auffällig mit den nackten Begleitfiguren, von denen die vordere ursprünglich einen Sonnenschirm trug. Auch der auf dem Pferd sitzende Papagei spielt auf wärmere Gegenden der Erde an. Diese antithetisch zu lesende Komposition wird auch in der schwarzen Körperfarbe der Figuren im Kontrast zu dem weißen Grundton des Pferdegespanns deutlich. Die fehlende Kleidung der Schlittenführer, deren einziger Schmuck metallene Reifen an Armen, Beinen und am Hals sind, charakterisiert sie als „unzivilisierte Wilde“ und betont ihren Sklavenstatus. (DW)