Der langbärtige Mann im Winterpelz, der an einen wohlhabenden russischen Bauern erinnert, friert nahezu fühlbar im eisigen Wind (Inv.-Nr. VI 173 d). Dessen leicht gebeugte Haltung ergibt sich aus einem Stock, auf den er sich einst stützte, wie im Inventar beschrieben.
Die Figur gehört zu einer kleinen, stilistisch zusammengehörigen Gruppe von Elfenbeinstatuetten, in denen Vertreter der niederen Stände einfühlsam und realitätsgenau dargestellt sind: Virtuos ist die Mimik des alten Sämanns festgehalten; bestechend genau ist die Gestik im Moment der Kornaussaat erfasst (Inv.-Nr. VI 172 k). Eine schnitztechnische Glanzleistung bilden der breitkrempige Hut und der wehende Rockschoß, der das Gehen des Sämanns gegen den Wind assoziieren soll. Von vitaler Ausstrahlung ist der Koch (Inv.-Nr. VI 175). Die beiden Bauernmusikanten, der eine mit einer Schalmei und der andere mit einem Dudelsack (Inv.-Nr. VI 182, VI 183), bestechen ebenfalls durch eine detailreich inszenierte Darstellung, in der Mimik, Gestik und nicht zuletzt die Bekleidung zu einem harmonischen Ganzen zusammengeführt sind.
August der Starke entwickelte eine besondere Passion für diese Art von kleinformatigen Elfenbeinstatuetten, die es in dieser Vielfalt und Qualität nur im Grünen Gewölbe gibt. Es ist naheliegend, dass diese in enger Verbindung zu barocken Festen am Dresdner Hof stehen, wo man zum Beispiel als Bauern, Händler und Handwerker oder auch als Wirtsleute verkleidet auftrat, wie durch die große „Bauernwirtschaft“ von 1709 exemplarisch bezeugt ist.
(JK)