Vorschaubild des Elementes mit der Inventarnummer 60534
Ort, Datierung
Tansania, Küste
Abmessungen
15,2 x 31,1 x 80,0 cm
Inventarnummer
60534
Das Objekt war Teil des Forschungsprojektes „Geschichte und Provenienz der Ethnologischen Sammlungen Mylau Reichenbach" (2022). Aktueller Kenntnisstand und Zuschreibung des Objektes sind im Folgenden aus dem Projektbericht wiedergegeben:

Objektname: Nyatiti | Saiteninstrument
"Bei diesem gemeinhin als Nyatiti bekannten Objekt handelt es sich um eine weit verbreitete, traditionelle pentatonische Zupflaute, die auf die ethnische Gruppe der Luo in Westkenia, Ostuganda und Nordtansania zurückgeht. Die Indian Idol Acadmy (2022) stellt fest, dass die „Nyatiti der Luo-Kultur aus der Zeit von vor 5000 Jahren stammt und im Niltal entstanden sein soll, von wo aus sie nach den Nubiern und der großen Migration der Ägypter in Kenia vor über 2000 Jahren ihren Weg fand.“ Das erklärt auch ihre verschiedenen Adaptionen von Ägypten bis hin zu den Tälern am Viktoriasee (Writes, 2021). Unter den Luo, die das Instrument bei der Benga-Musik spielen, gilt die Nyatiti als weibliches Instrument, da ihr Name frei übersetzt etwa ‚Tochter des Clans‘, also einer Großfamilie, bedeutet (Writes, 2021). Normalerweise hat eine Nyatiti fünf bis acht Saiten und einen Klangkörper aus einem schüsselförmigen, geschnitzten Holzresonator, der an die typischen Luo-Hütten erinnert, oder einer mit (Kuh-, Ziegen-)Leder überzogenen Kalebasse. Meist ist der Resonator aus Feigen- oder Eichenholz geschnitzt (The Singing Well Project, YouTube-Kanal, 2019). Die Saiten des Instruments, die üblicherweise aus Angelschnüren hergestellt werden und somit die hauptsächliche wirtschaftliche Tätigkeit der Luo widerspiegeln, werden am Boden des Resonators befestigt. In die Rückseite wird eine Öffnung geschnitten, durch die der Klang nach außen projiziert und verstärkt wird. Das hier gezeigte Objekt hat nur drei Saiten. Es ist anzunehmen, dass einige Saiten aufgrund von Alter und Handhabung verloren gegangen sind. Mit dem Verlust von Saiten an der Nyatiti büßt das Objekt an Symbolik ein, da die Saitenanzahl oft eine symbolische Bedeutung hat. Beispielsweise stehen bei einer achtsaitigen Nyatiti die unteren vier Saiten für die ersten vier Tage nach der Geburt eines männlichen Kindes und die oberen vier Saiten für die ersten vier Tage nach dem Tod eines Mannes. Insgesamt ist die Nyatiti sowohl auf spiritueller als auch auf gesellschaftlicher Ebene von Bedeutung, z. B. als Musikinstrument für Weissagungen, Gedenkzeremonien (rapar), verschiedene Übergangsriten wie den Abschied von Verstorbenen (liel), soziale Feste und gemeinschaftliche Zusammenkünfte (romo)."

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"This object, commonly known as Nyatiti, is a wide-spread traditional pentatonic lyre traced to the Luo ethnic group in Western Kenya, Eastern Uganda, and Northern Tanzania. The Indian Idol Acadmy (2022) states that the “Nyatiti of the Luo culture, comes from 5000 years ago, and is said to have originated in the Nile River Valley found their way after the Nubians and the high migration in Kenya of the Egyptians for over 2000 years.” Hence, its different adaptions from Egypt down to the valleys of Lake Victoria (Writes, 2021). Among the (Dho)luo who use the instrument for the Luo Benga music, the Nyatiti is considered a feminine instrument since the name itself loosely translates into ‘daughter of the clan’, i.e., an extended family (Writes, 2021). Usually, the Nyatiti has five to eight stings, with a sounding board that is made of a bowl-shaped carved wood resonator that bears a striking resemblance to typical Luo huts, or a pumpkin covered in leather (cow, goat) skin. Usually, the resonator is carved from fig and oak trees (The singing Well project YouTube channel, 2019). The instruments strings, which are commonly made from fishing lines and thereby reflect the economic pre-occupation of the Luo people, are attached from the bottom of the resonator and an opening cut into the back, allowing for sound to be projected outwards, amplifying it. The object on display only has three strings, suggesting that some strings might have been lost due to age and handling. The loss of strings on the Nyatiti entails a loss of symbolism, since the number of strings on the instrument is often symbolic, e.g., in an 8-strings Nyatiti, the lower 4 strings represent the first 4 days after a male’s birth while the upper 4 strings represent the first 4 days after a male’s death. By and large, the Nyatiti is spiritually and socially significant, e.g., as a musical instrument for divinations, remembrance ceremonies (rapar), various rites of passages like send-off of departed ones (liel), social celebrations and communal get togethers (romo)."

(Michael Angitso, 2022/23)

Der Sammler und die genauen Erwerbsumstände bleiben bisher ungeklärt.
(Lore Liebscher, 2022/23)

Provenienzkette:
unbekannte Herkunft; Museum Burg Mylau (? bis 1976); Museum für Völkerkunde Dresden (seit 1976)
(Oppermann, SES, 2023)

Creditline
Museum für Völkerkunde Dresden, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Reproduktion
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