Vorschaubild des Elementes mit der Inventarnummer 28158
Ort, Datierung
Kameruner Grasland, vor 1910
Material und Technik
Abmessungen
13,5 x 10,5 x 12 cm
Inventarnummer
28158
Das Objekt war Teil des Forschungsprojektes „Geschichte und Provenienz der Ethnologischen Sammlungen Mylau Reichenbach" (2022). Aktueller Kenntnisstand und Zuschreibung des Objektes sind im Folgenden aus dem Projektbericht wiedergegeben:

"Bei diesem Objekt handelt es sich um eine Tabakspfeife aus Steingut, die auf die Bamenda in Kamerun zurückgeführt werden kann. Die Pfeife zeichnet sich durch ihren wunderschön gestalteten, anthropomorphen Kopf aus, der höchstwahrscheinlich den Status des (ursprünglichen) Besitzers symbolisiert. Der Pfeifenkopf ist mit den Gesichtern der „Ahnen“ der Menschen gestaltet, die in alle Richtungen und Welten blicken – in die geistige und in die physische Welt. Da in den Kulturen in der Nachbarschaft von Bamenda, z. B. bei den Ejagham, dunkle bzw. braune Farben traditionell Männer repräsentieren, könnte man ableiten, dass der Pfeifenkopf mit den Gesichtern männlicher Vorfahren verziert ist, da jedes der Gesichter beide Farben aufweist. Dem Glauben nach soll die spirituelle Welt nach oben gerichtet und die physische Welt horizontal sein; demnach geben die nach oben gerichteten Gesichter rund um die Öffnung des Pfeifenkopfes wohl den Blick auf die spirituelle Welt frei, während das größte Gesicht auf der Pfeife mit seiner horizontalen Perspektive auf die physische Welt zu blicken scheint. Die spirituelle und die physische Welt sind durch die Hörner eines Büffels miteinander verbunden – ein auf beiden Ebenen bedeutsames Tier, das hohe Wertschätzung genießt und bei den Bamenda für Stärke und (den Herrscher-)Status steht. Es wird angenommen, dass unter anderem diese Pfeife ein Tor zwischen der physischen und der spirituellen Welt darstellt: Spirituell starke Menschen reisen mit dem Rauch dieser Pfeife in die spirituelle Welt und kehren mit Geschenken zurück, die sich wie beispielsweise eine reiche Ernte als Segen oder wie eine Hungersnot oder der Tod als Fluch erweisen können. Abgesehen von den Gesichtern und den Hörnern, die Stärke und den Herrscherstatus symbolisieren, deutet die Größe der Tabakspfeife darauf hin, dass der Besitzer ein älteres Mitglied einer königlichen Familie gewesen sein könnte, da große Tabakspfeifen Personen mit einem solchen Status vorbehalten sind."

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"The object is an earthenware tobacco pipe, tracible to Bamenda people of Cameroon, and characterized by a beautifully designed and anthromorphically significant pipe bowl symbolizing the status of the (original) owner most probably. The pipe bowl is designed with the faces of the people’s “ancestors”, with sights in all directions and worlds, namely, the spiritual and physical worlds. Based on the coloring tradition in cultures neighboring to Bamenda, e.g., the Ejagham culture, where the dark or brown colors represent men, it could be said that the pipe bowls is decorated with the faces of male ancestors since each of the faces have both color combinations.
The spiritual world is believed to be upwards, while the physical world is horizontal; hence, the upward faces around the bowl opening give sights into the spiritual world, while the biggest face on the pipe with a horizontal perspective gives sight to the physical world. The spiritual and physical worlds are connected via the horns of a buffalo – a well celebrated physically and spiritually significant animal signifying strength, and (chieftaincy) status among the Bamenda people. This pipe, among others, is believed to be a portal between the physical and spiritual worlds in the sense that the spiritually strong people travel in the smoke that comes from this pipe into the spiritual world, where the return with gifts that either turn out to be blessings, e.g., bountiful harvest, or curses, e.g., famine or death. In addition to the faces and horns symbolizing strength and chieftaincy, the size of the tobacco pipe suggests that the owner might have been an elder of a royal family member, given that large tobacco pipes are restricted to people with such status."

(Michael Angitso, 2022/23)

Das Objekt ist Teil einer umfangreichen vom Dresdener Kunstmäzen und Industriellen Ernst F. Gütschow (1869-1946) im November 1910 nach Dresden geschenkten Sammlung, bestehend aus insgesamt 174 Objekten, die lt. Übergabeliste alle von Alfred Mansfeld, Bezirk Ossidinge, gesammelt worden waren.
Mansfeld war ab 1904 in Ossidinge (Kamerun) als Bezirksleiter im Dienst der deutschen Kolonialmacht tätig. Es ist davon auszugehen, dass er zwischen 1904 und 1910 an diesen und einen weiteren Pfeifenkopf (Inv.Nr. 28168) gelangte, unter welchen genauen Umständen bleibt bisher ungeklärt.
(Lore Liebscher, 2022/23)

Provenienzkette:
Alfred Mansfeld, Graz/Ossidsinge (wohl 1904-10 gesammelt, bis ?); Ernst Gütschow, Dresden (? bis 1910); Museum für Völkerkunde Dresden (1910 bis 1923); Museum des Vereins für Naturkunde zu Reichenbach (1923 bis 1948); Museum Burg Mylau (1948 bis 1981); Museum für Völkerkunde Dresden (seit 1981)
(Oppermann, SES, 2023)

Creditline
Museum für Völkerkunde Dresden, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Reproduktion
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