Dieses Objekt gehört zu einer repräsentativen Gruppe von afrikanischen Prunkwaffen. Erstmals erwähnt wurden diese aus Eisen, Messing und Kupfer gefertigten, reich dekorierten Lanzen, als sie 1717 von der Kunstkammer in die Rüstkammer überführt wurden. Die insgesamt neun Dresdner Prunklanzen gehören zu einer sehr kleinen Gruppe afrikanischer Waffen, die sich seit dem 17. und frühen 18. Jh. in europäischen Kunstkammern befanden. Wer sie nach Dresden brachte und zu welchem Zeitpunkt ist nicht mehr feststellbar. Auch ihre genaue Herkunft ist nicht gesichert. In Materialbeschaffenheit, Gestaltung und Dekoration weisen sie auf Handwerkszentren hin, die in der Herstellung von Prunk- und Zeremonialwaffen für höfische Zwecke sehr versiert waren. Stilistische Merkmale und technische Ausführungen, wie Metallflechtbänder, eingravierte Flechtbandmotive, noppenartige Messingmanschetten aber auch gitterförmige Zierelemente, ähneln denen auf Schmuck, Waffen und Zeremonialgeräten sowohl des Benin-Reiches als auch der südnigerianischen Ibo. Neben den städtischen Handwerkszentren der Yoruba und des alten Benin-Reiches könnten somit die seit Jahrhunderten für Gelbguss und Eisenschmiede bekannten Werkstätten der Ibo-Wanderhandwerker in der Region östlich des Benin-Reiches bis nach Calabar als Ursprungsgebiet einiger der alten Prunklanzen infrage kommen. (Silvia Dolz, 2004)